Vor fast 70 Jahren drehte der damalige Frankfurter Zoodirektor Prof. Bernhard Grzimek (1909-1987) mit seinem Sohn Michael diese berühmte Tierdokumentation über den afrikanischen Kontinent.
Der 1956 mit dem Berliner "Goldenen Bären" ausgezeichnete Dokumentarfilm galt seinerzeit als eindrucksvolles Plädoyer für den Erhalt der Tierparadiese Afrikas. Eindringlich führt er vor Augen, welche Tragweite der drohende Verlust der damals noch weitgehend unberührten Naturlandschaften hat. Trotz erkennbarer Altersspuren hat sich der Film als zeitgenössisches Dokument bis heute viel von seiner Faszination bewahrt.
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"Guten Abend, meine lieben Freunde!“ So begann Grzimek, pensionierter Frankfurter Zoodirektor, Abenteurer, Geparden-Krauler und Affen-Streichler, stets dienstags nach der Tagesschau seine Fernsehsendung „Ein Platz für Tiere“. Als junger Tierarzt im Berlin der 1930er-Jahre war der Tierschutz noch nicht sein Thema, dies kam erst, als er freilebende Tiere in der Savanne und den Wäldern Afrikas erlebte. Seine Eindrücke veröffentlichte er erstmals am 18.9.1954 in der Zeitschrift „Revue“: Unter dem Titel „Kein Platz für wilde Tiere!“ berichtete er vom fernen, schönen und bedrohten Afrika. Später nahm Grzimek einen Privatkredit auf und flog mit Sohn Michael zu Dreharbeiten nach Afrika, ins damalige Belgisch-Kongo, später in den nordöstlichen Kongo, den Sudan, nach Uganda, Kenia und Tanganjika. So entstand „Kein Platz für wilde Tiere – der Film“. Der Film wurde ein überragender Kinoerfolg. Ein Flop hätte Grzimek ruiniert.
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Nicht alle waren damals begeistert. So schrieb der SPIEGEL am 17.7.1956: "Der schriftstellernde Frankfurter Zoo-Direktor Dr. Bernhard Grzimek und sein Sohn Michael, 21, drehten nach den Moralthesen des gleichnamigen Grzimekbuches in Afrika einen anklägerischen Farbfilm gegen den Menschen, der nun auch den Erdteil Afrika mit den Geschäften der Zivilisation verdirbt, der den Urwald aufbraucht, um Zeitungspapier zu gewinnen, und als Tourist gefahrlos Elefanten mordet.“
Fachleute, die den Film vor seiner Premiere sahen, bemängelten, dass die Tiere „zu friedlich“ gezeigt würden - offensichtlich war man "mehr" gewohnt von bisherigen Afrika-Filmen Szenen mit Raubtieren auf Beutezug oder andere Tierarten, die Menschen angreifen. Bei der Uraufführung begann das Publikum während einer Szene, in der drei Giraffen vor dem Abendhimmel entlangziehen, zu applaudieren – Grzimeks Film wurde ein Welterfolg.
1959 drehten Bernhard und Michael Grzimek einen zweiten Dokumentarfilm, diesmal über die Tierwelt der Serengeti: "Serengeti darf nicht sterben" ist ebenfalls auf dieser Plattform zu erleben.
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Hinweis: In den Filmen "Serengeti darf nicht sterben" und "Kein Platz für wilde Tiere" werden vereinzelt kolonialistische Töne angeschlagen, etwa wenn in "Serengeti darf nicht sterben" die Massai als ein "stolzes Volk" bezeichnet, dessen "Übermut" nur durch die Kolonialverwaltung hätte gedämpft werden können. Vertiefende Aussagen dazu sind über die angegebenen Links abrufbar (zugänglich über PC und mobile Endgeräte).
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Kein Platz für wilde Tiere
Drehbuch: Bernhard Grzimek, Heinz Kuntze-Just; Regie: Bernhard Grzimek, Michael Grzimek; Kamera: Michael Grzimek; Stimme: Viktor de Kowa; Montage: Klaus Dudenhöfer; Musik: Wolfgang Zeller
Deutschland 1956; FSK 6; Sprachfassung: Deutsch, Englisch; 1 Online-Ressource (75 min); Bild: 16:9 HD
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