Scheidungsdrama, Lovestory, Ärzteroman, Katastrophensammlung, Freundschaftsgeschichte – Anna Woltz’ neuer Kinderroman ist von allem etwas und dabei vor allem eines: großartig. Denn neben frischen, überraschenden Ideen und einer turbulenten, packenden Handlung, überzeugt der Text durch den für Woltz typischen warmen, authentischen Erzählton, den Andrea Kluitmann treffsicher ins Deutsche überträgt. So gelingt es nicht nur, das Gefühlschaos der „Zwölf Jahre und drei Wochen“ alten Ich-Erzählerin Fitz zu fassen, sondern auch die Ereignisse dieses einzigen, wahrhaftig außergewöhnlichen Tages. Ein Tag, der alles andere als gut beginnt: Fitz und ihre kleine Schwester müssen mit ihren Hin-und-Her-Taschen zum Vater. Erst vor zehn Tagen haben die Eltern das „Schirmgespräch“ mit den beiden geführt und erklärt, „dass sie sich trennen werden. Dass sie es zwar supertoll fanden, eine Familie zu sein, jetzt aber wirklich allein sein wollen. Pech für die Kinder, aber da kann man nichts machen“. Fitz ist traurig und wütend. Stinksauer sogar, als sie die Mutter sagen hört, sie freue sich auf die freie Zeit, ohne die Mädchen. Fitz ist sogar so außer sich, dass sie sich mit Permanentmarker „Mama soll sterben“ auf Stirn und Wangen schreibt – in Spiegelschrift selbstverständlich. Aber das ist erst der Anfang. Kurz darauf stürzen ihr Vater und die kleine Schwester schwer mit dem Rad, der Schwester fehlt eine Fingerkuppe, sie muss ins Krankenhaus. Dort geht es erst richtig los: Die Mutter kommt hinterher und macht alles irgendwie noch komplizierter; Fitz trifft Adam, in den sie sich verliebt, obwohl sie seit dem Schirmgespräch nicht mehr an die Liebe glaubt; sie begegnet Primula, dem herzkranken Mädchen, das in seiner Kreuzung aus Babystrampler und Sträflingsanzug aussieht wie ein „kriminelles Kücken“, das eine Vorliebe für Arztserien hat und nichts lieber möchte, als normal zu sein. Außerdem sind da noch Doktor de Gooier, der Gott in Weiß, die singende Krankenschwester Yasmin und der liebevolle, Horrorgeschichten erzählende Krankenpfleger Douwe, in den sich Fitz’ Schwester verguckt. Und nicht zuletzt Benjamin, der kleine Bruder von Adam, der auf der Neonatologie-Intensivstation liegt und Adams Leben aus den Fugen hebt. Im von Woltz geschaffenen Mikrokosmos Krankenhaus überschlagen sich die Ereignisse und Gefühle, es gibt Streit, Versöhnung, Einsicht und mindestens eine neue Liebe. Die ist vielleicht nicht für immer – aber zumindest für heute und jetzt.
Personen: Kluitmann, Andrea (Übers.) Woltz, Anna
Standort: St. Johann
JE
Wol
Woltz, Anna:
Gips oder wie ich an einem einzigen Tag die Welt reparierte / Anna Woltz. Aus den Niederländ. von Andrea Kluitmann. - 1. Aufl. - Hamburg : Carlsen, 2016. - 174 S. Gips
ISBN 978-3-551-55676-9 fest geb. : EUR 11,30 Zugangsnummer: 0032173001 - Barcode: 3062527880
Erzählungen und Romane (Kindermedien) - Buch: Kinder-Jugend