Ein großer Roman über Freiheit und Freundschaft. (DR) Lutz Seiler, der sich bislang vor allem als Lyriker einen Namen gemacht hat, erhielt heuer für sein spätes Prosadebüt "Kruso" auf Anhieb den Deutschen Buchpreis. Hauptschauplatz der "Robinsonade, die eine zärtliche und schwierige Freundschaft zwischen zwei jungen Männern in den Vordergrund stellt", ist eine küstennahe Kneipe auf der Insel Hiddensee im Wendejahr 1989, in der sich angehende Philosophen, Soziologen und Dichter, die ihr Taschengeld als Saisonkräfte aufbessern, rund um den Aussteiger Kruso gruppieren. Diese Konstellation bildet für Seiler ein literarisch wertvolles, "Mikromilieu, das es nur in dieser historischen Situation geben konnte". Allerdings lässt Seiler das historische Moment des Mauerfalls ganz bewusst außen vor, um anhand des titelgebenden Kruso und dessen Freund Edgar ganz allgemein die verschiedenen Seiten der Freiheit und auch deren Utopie aufzuzeigen und "dabei ein paar Fragen zu stellen, die wir vielleicht vergessen haben in dieser Zeit, nachdem wir alle Utopien verabschiedet haben." Kruso, ein Apostel der Freiheit, predigt seinen Adepten die Lehren von Schestow, Babeuf, Bloch und Castaneda. Edgar hingegen liebt Gedichte über alles und schreibt auch selbst. Dieser Erzählstrang des Roman ist einerseits sehr eng mit Seilers eigener literarischen Entwicklung verwoben und andererseits gestattet die zentrale Rolle der Lyrik auch einen entsprechenden lyrischen Stil. Die Lektüre verlangt den LeserInnen sicherlich einiges ab, dafür werden sie aber auch reichlich belohnt.
Personen: Seiler, Lutz
DR.G
Sei
Seiler, Lutz:
Kruso : Roman / Lutz Seiler. - Berlin : Suhrkamp, 2014. - 480 S.
ISBN 978-3-518-42447-6 fest geb. : ca. € 23,60
Gesellschafts-, Liebes- und Eheromane - Bücher Romane