Aufbrüche und Drachenkämpfe, eine Liebeserklärung an Japan und ein paar Beinahe-Katastrophen. (DR) äUnterwegs zu sein war mein Idealzustand.ô Wer im grauen Hannover aufwächst, MUSS einfach in die weite Welt hinaus, findet Doris Dörrie. Ihre Karriere als Reisende begann vor mehr als fünfzig Jahren auf der Rückbank des elterlichen Autos, das in der Sommerhitze gen Süden rollte. Ein vorläufiges Ende fand sie durch die Coronakrise. Die Filmregisseurin und Schriftstellerin vergleicht ihre Erlebnisse mit mythischen Heldenreisen und entdeckt dabei Gemeinsamkeiten, aber auch geschlechtsbedingte Unterschiede, denn seit der Odyssee ist der klassische Held männlich. Die Rolle der Frau besteht meist darin, still dazusitzen und auf ihn zu warten. Wenn eine Frau aufbricht, womöglich noch allein, bekommt sie vor allem Warnungen mit auf den Weg. Immer auf der Hut zu sein wird ihr als Überlebensrezept empfohlen. Dörrie ließ sich davon nicht beeindrucken und ging gleich nach dem Abitur nach San Francisco. Für Frauen, die in die USA einreisen wollen, hat sie übrigens einen Tipp parat: Wer als Berufsbezeichnung äHausfrauô angibt, wird fast nie genau kontrolliert. Dörrie erzählt anekdotenreich und kurzweilig. Sie überlegt, welche Filme ihre Vorstellungen von anderen Ländern und Kulturen geprägt haben. Selbstkritisch reflektiert sie eigene Vorurteile, etwa gegen Marokkaner. Und wie sehen Angehörige anderer Nationen die Deutschen? Einer japanischen Freundin der Autorin erscheinen sie als laute, grobe Menschen, die sich mit widerlich fettem Essen vollstopfen. Ist das nun ein Vorurteil oder einfach Beobachtung? Ein unterhaltsames Stück Autofiktion, leicht dahingeplaudert, aber mit vielen anregenden Gedanken.
Personen: Dörrie, Doris
Dörrie, Doris:
¬Die¬ Heldin reist / Doris Dörrie. - Zürich : Diogenes, 2022. - 239 Seiten
ISBN 978-3-257-07184-9 Festeinband : Euro 22,70
Romane, Erzählungen und Novellen - Signatur: DR DÖR - Romane, Erzählungen