Der Log erledigt alles für jeden - vielleicht erledigt er auch jeden. (DR) »Du siehst aus wie 800 Likes« ist wahrscheinlich schon heute ein passabler Anmachspruch, aber der Roman spielt in einer fernen Zukunft, in der die Autos selbstfahrend sind, weil sie alle miteinander verbunden sind. Und auch die Menschen haben alle ihren individuellen Log, also einen digitalen Berater, der - implantiert - an alles erinnert und das Leben perfektioniert. Doch es gibt immer mehr, was man nicht sagen darf, und immer mehr, was man nicht fragen darf, und die Diktatur des Computeralgorithmus vernichtet Menschen. Wo Cordula Simon draufsteht, ist Qualität drin. Und alle Fans der Autorin werden erneut sehr zufrieden sein, denn sie schafft es wieder, diese unheimliche, aber faszinierende Stimmung aufkommen zu lassen. Leider steht am Buchrücken »mit Sprachwitz und Tempo erzählt« und das führt auf die falsche Spur. Eher in die Reihe der Klassiker wie Orwells »1984« oder Bradburys »Fahrenheit 451« einzuordnen, haben die »Wölfe« nichts mit gängigen Dystopien zu tun. Nicht so lustig wie »QualityLand«, nicht so jugendgemäß wie die »Tribute von Panem« oder »Die Bestimmung«, nicht so technisch versiert und politisch wie »Every«. Es ist anspruchsvolle Literatur, die verstört und viele Fragen offenlässt. Wer auf ein großes Finale hofft, wird enttäuscht werden, wer auf Sätze wie »Wer nicht im Glashaus sitzen will, sollte mit Steinen werfen« hofft, wird glücklich werden. Empfehlung: den Ort Pripyat googeln.

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Personen: Simon, Cordula