Ich muss gestehen, dass ich mich in meiner Jugend, welche zeitlich ziemlich genau mit dem ersten Erscheinen dieses Buches 1973 zusammen gefallen ist, die Lektüre "dieser seltsamen Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte" verweigert habe. Mit der Neuauflage hat sich für mich eine neue Gelegenheit ergeben. Und ich bin froh darüber. Denn die Geschichte über das kleine Mädchen Momo, das am Rande der Stadt in einem Amphitheater lebt, ist wunderbar einfach und wahr. Momo hat unendlich viel Zeit für die Menschen und ist eine besonders gute Zuhörerin. Was sich sehr positiv auf das Zusammenleben der Menschen dieser Gegend auswirkt. Eines Tages jedoch wird die Idylle durch das Auftauchen grau gekleideter "Angestellter der Zeit-Sparkasse" erheblich eingetrübt. Von diesen wird den Menschen vorgemacht, sie könnten Zeit für später aufsparen, sie könnten länger leben dadurch. Der Friseur zum Beispiel hört auf, mit seinen Kunden zu plaudern. So spart er jedes Mal zehn Minuten ein. Die Zeit, welche er für seine alte Mutter aufwendet, spart er gänzlich, indem er sie ins Altersheim bringt. Allerdings findet Momo bald heraus, dass die eingesparte Zeit für immer verloren ist, dass die Zeitsparkassen-Angestellten die Zeit zum Leben brauchen und dementsprechend verbrauchen. Auch Momos Freunde werden Opfer der grauen Herren der Zeit-Sparkasse, aber die Schildkröte Kassiopeia und Meister Hora, der die Zeit verwaltet, helfen ihr, an den Zeittresor der grauen Männer zu kommen und den Menschen ihre Zeit zurückzugeben. Michael Ende ist mit Momo ein essenzielles Stück Literatur geglückt, welchem man sich anvertrauen sollte. Denn die grundsätzliche Wahrheit und gleichzeitige Einfachheit der Geschichte können an einem selbst gar nicht vorbeigehen, ohne Spuren zu hinterlassen. Vielmehr wird man sich dabei ertappen, sich hin und wieder "absichtlich" Zeit zu nehmen, zum Zuhören und zum Plaudern. Mike Markart

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Personen: Ende, Michael