Wo die Schaluppen glitzern
Kinder- und Jugendbücher

Rezension: Zurück aus dem Urlaub. Und jede Menge Fotos. So viel Sonnenuntergang. Noch mehr Meer. Schön. Doch rasch die Ernüchterung. Im Fotostudio hat man zwar glänzende Ausarbeitung versprochen, aber wieder zu Hause und auf 9x13 starrend bleiben die Bilder leider so matt, wie man sich selbst nun fühlt. Von wegen "Just look at the sun and be happy!" Hier kommt Abhilfe: Zwei neue Bilderbücher verheißen das Glück und haben die schöneren Sonnnenuntergänge. Jules Verne beschreibt in "Das grüne Leuchten" ("Le Rayon vert", 1882) ein Naturphänomen, das man nur selten und also mit viel Glück beobachten kann: Bevor die Sonne im Meer versinkt, blitzt sie ganz kurz grün auf. Eine Beobachtung, die viel mit Physik (Lichtstrahlen, Beugungsgrad, Wellenlänge...) uind zunächst gar nicht s mit Romantik zu tun hat. Aber Jules Verne macht daraus einen magischen Moment. Seine junge Heldin weigert sich zu heiraten, bevor sie nicht dieses grüne Leuchten gesehen hat. Denn nach einer alten Legende könne sich derjenige, der es gesehen habe, nicht mehr täuschen, wenn er der Stimme seines Herzens folge. Ob man solchen Legenden und Sprüchen trauen darf, bleibt zweifelhaft. Sicher ist aber eins: "Ohne Träume kann keiner leben." Das sagen sich auch Fuchs und Wolf, die dorthin aufbrechen, wo die Schaluppen glitzern. In einem Bilderbuch von Nele Moost und Jutta Bücker, das mit vielen beinah archaischen Einzeiler-Sprüchen und ebensolchen Bildern große Emotionen spürbar werden lässt. In einem Bilderbuch über Sehnsüchte, über Loslassen- und Wiederkehren-Können und über die Angst vor Neuem und Veränderung. Wo die Angst sogar in persona auftritt, den letztlich Mutigen aber nicht den Weg versperrt: "Da nickte die Angst und trat beiseite." Und unsere Helden - durch dunklen Wald auf hohen Turm gewandert - werden belohnt mit der Ausicht auf neue Horizonte und einem Leuchten, das hier ein Glitzern ist. Solch Glück nach langer Wanderung findet auch ein Bär namens Ben in "Bärenhunger" von Heinz Janisch und Helga Bansch. Auch er wird ein Leuchten sehen, allerdings kein grünes. Zunächst jedoch verspürt er, gerade erst aufgewacht, großen Hunger. Bärenhunger. Den Einflüsterungen einer Biene folgend - "Du musst zu den Honigbergen!" - macht er sich auf den Weg. Doch wo bloß finden, diese Berge? "Neben dem Milchsee," weiß die Katze, und "hinter der großen Käsepyramide," piepst die Maus. Auf jeden Fall muss man "durch den Karottenwald", rät der Hase. Da braucht's einen starken Glauben um durchzuhalten. Den hat Ben allerdings und am Ende, als ihm vor lauter Hunger bereits honiggelb vor Augen wird, da sieht er sie, die Honigberge. "Und sie waren noch viel größer, als er gedacht hatte." Aber was macht er dann? Er sitzt und schaut. Und schaut und sitzt. Ja wie? Wieder nix zu fressen und dennoch glücklich? Ist der jetzt völlig honigtrunken oder war der von Anfang an auf geistige Nahrung aus? Unerhörte Begebenheit! Kann man vom Leuchten satt werden? Schauen Sie selbst.


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Personen: Moost, Nele: Bücker, Jutta

Schlagwörter: Meer Angst Fernweh Sehnsucht Waschbär

Wo die Schaluppen glitzern / Nele Moost ; Jutta Bücker. - Stuttgart : Thienemann, 2003. - [14] Blatt : Illustrationen ; 30,5 cm
ISBN 978-3-522-43403-4 Festeinband : Euro 15,40

Zugangsnummer: 0019248001 - Barcode: 2-0000000-8-00100012-2
Bilderbücher - Signatur: JD WO - Kinder- und Jugendbücher