Wie gelingt ein gutes Leben? Ein Roman über Altruismus und Egoismus, erzählt anhand einer amerikanisch-jüdischen Mittelstandsfamilie. (DR) Schon der Namen der Familie ist bezeichnend: Alter, also "der Andere"). Ein durchaus spannungsbeladener Name, wird doch beispielsweise Maggie, der Tochter der Familie, von einer ehemaligen Klassenkameradin kaltschnäuziger Egoismus vorgeworfen. Auch Arthur, der Vater der Familie, wird schon beinahe krankhaft ichbezogen gezeichnet. Um die Themen Zuwendung, Gemeinschaft, Altruismus und Egoismus sowie um den Umgang mit Trauer und Schuld kreist der vorliegende Erstlingsroman. Im Hintergrund immer anwesend ist die Mutter Francine, die zwei Jahre vor der Gegenwart des Romans an Brustkrebs verstorben ist. Mit ihrem Tod droht die Familie auseinanderzubrechen, war die gelernte Psychotherapeutin doch der stabilisierende und ausgleichende Faktor. In Rückblenden führt der US-amerikanische Newcomer Andrew Ridker in seinem in dem USA bereits 2016 erschienenen, höchst erfolgreichen Roman in die Leben von Arthur und Francine ein und zeichnet dabei ganz nebenbei den Aufstieg einer Familie nach, von armen, jüdischen Einwanderern der Urgroßelterngeneration bis zur gefährdeten Mittelstandexistenz der Babyboomer. Die Gegenwart mündet in dem von Unsicherheit geprägten Alltag der inzwischen erwachsenen Kinder Maggie und Ethan. Der Tod der Mutter hat nicht nur eine für die Kinder unstillbare Trauer zur Folge und wirkt auf sie traumatisierend: Maggie verweigert nach Abschluss ihres Studiums einen regulären Einstieg ins Berufsleben, hält sich mit Gelegenheitsjobs mit hohem sozialem Anspruch und miesen Verdiensten mehr schlecht als recht über Wasser. Zudem kämpft sie mit einer Anorexie. Ethan, der unter seinem fehlenden familiären Coming-Out leidet, gibt seinen gut bezahlten, aber moralisch nicht mehr tragbaren Job auf und verliert sich in ästhetische Luxusanschaffungen, die er sich nicht leisten kann. Auch die finanzielle Basis der Familie ist mit Francines Tod gefährdet, was sich exemplarisch an den Schulden Arthurs zeigt, der die Hypotheken für das Familienhaus alleine nicht mehr bedienen kann. Nun hat aber seine verstorbene Frau angesichts einer Affäre ihres Mannes ihr Erbe allein den Kindern vermacht. Das wiederum veranlasst Arthur dazu, seine Kinder nach Hause einzuladen. Der definitive Plan dahinter ist, auf die Gelder zur Bezahlung der Hypotheken zurückzugreifen. Ein Roman um ein Familientreffen als Show-Down mit kathartischer Wirkung und einem eher unerwarteten, halben Happy-End. Nicht zuletzt durch die leicht ironische, jedoch liebevolle und psychologisch überzeugende Zeichnung der Charaktere sowie die Einblicke in jüdische Lebenswelten in den USA empfehlenswert.
Personen: Ridker, Andrew
sl Ridk
Ridker, Andrew:
¬Die¬ Altruisten : Roman / Andrew Ridker. Aus dem Engl. von Thomas Gunkel. - München : Penguin Verl., 2019. - 395 S.
Einheitssacht.: ¬The¬ Altruists
ISBN 978-3-328-60024-4 fest geb. : ca. € 22,70
Schöne Literatur - Buch