Kulturphilosophische sowie politische und ökonomische Darlegungen über Wert und Gewicht des Kleinen und kleiner Einheiten. (GE) Leopold Kohr (1909-1994), gebürtiger Salzburger, lehrte nach seiner Emigration 1938 in Übersee Nationalökonomie und politische Philosophie. Als Emeritus lebte er in England. In den 1950er Jahren entwickelte er seine Vorstellungen von der Problematik der Größe und dem unschlag- und unschätzbaren Wert des Kleinen, der kleinen Einheiten (Staaten wie soziale Gruppierungen). Die Grundansätze findet er bei Aristoteles und Augustinus. Salzburg hat sich seines Landesbürgers mit einer L. Kohr-Akademie besonders angenommen, und hier wird nun der erste Band einer Gesamtausgabe Kohrs Hauptwerk vorgelegt. Alles, was eine "kritische Größe" erreicht, ist gefährdet und gefährlich. Streng folgernd aufgebaut, belegt er seine Ansichten in Geschichte und Gegenwart (Stand 1950er Jahre). Sein Gedankengebäude im Ganzen zu diskutieren, kann hier nicht der Platz sein. Schlüssig und einsichtig ist vieles. Als Bewertungskriterien sind seine Einsichten im gesellschaftspolitischen Feld fraglos von Nutzen. Für die Umsetzbarkeit ins Realpolitische fehlt es an konkreten Beispielen (selbst das mehrmals angeführte San Marino gibt da wenig her). Die Amerika, aber auch Europa betreffenden Analysen würden heute so nicht gelten. Interessant wären seine Bewertungen der weltpolitischen Geschehnisse seither (von Vietnam über das Jahr 1989 bis zu den Ereignissen in Südosteuropa). Kohr äußert sich leidenschaftlich, nicht selten witzig, ironisch, aber auch ausdrücklich polemisch. - Ein Buch, das einen in seiner Grundaussage anspricht und überzeugen kann, bei dem aber doch nicht zu übersehen ist, dass die Welt wie unter polarisiertem Licht betrachtet wird. *bn* Heinz Steuer

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Personen: Kohr, Leopold

Standort: hst

Schlagwörter: Wirtschaft Globalisierung Kohr, Leopold Nationalstaat Wirtschaftskrise Wirtschaftsmacht Ökonomie