Mutige Auseinandersetzung mit Klischee und Wirklichkeit des Berufes "SOS-Kinderdorfmutter". Die öffentliche Meinung über SOS-Kinderdörfer und das Leben der SOS-Kinderdorf-Mütter schwankt zwischen vielen Klischees, u. a. zwischen Verehrung ("opfert ihr Leben für fremde Kinder") und Abkanzelung ("kinderlose Glucke"). Diesem Klischee sowie den gängigen Vorurteilen stellt sich die Autorin gleich im Vorwort, das entspannt kritische LeserInnen beim Blättern und holt die VerehrerInnen einige Zentimeter in Richtung Boden der Realität zurück. Die Organisation hat im vergangenen Jahrzehnt in die Professionalisierung des Berufs der SOS-Kinderdorf-Mutter investiert, der Beruf stellt hohe Anforderungen und hat eigentlich ideologische Verklärung gar nicht nötig. Tradition und moderne Ansätze gehen ineinander über und gefallen nicht allen Beteiligten bzw. der Öffentlichkeit. Kindheit wird hoch emotionalisiert behandelt, Familie gilt als das höchste Gut und politische Parteien streiten darum, "wie viel Mutter der Mensch braucht bzw. verträgt". Die vorliegenden Bilder kühlen diese Emotionen wohltuend ab, "normale" Frauen kümmern sich um Kinder, kein Heiligenschein ist auf den zahlreichen Farbfotos zu finden, wohl aber sind liebende Blicke, gutes Einvernehmen und Selbstbewusstsein in einem klaren Rollenbild auszumachen. Erfahrungen stehen neben den Erwartungen, Interviews aktualisieren viele Vorstellungen. Dass diesem hervorragenden Buch weltweite Recherchen zu Grunde liegen, erhöht seinen Reiz ebenso wie die genaue Grundlagenarbeit über die Situation der Frau in den einzelnen Staaten. Ein sehr empfehlenswertes Buch, liebenswert auch die Vorstellung der Textautorinnen sowie des Bildautors: für alle Bibliotheken, besonders auch für Schulbibliotheken - ausdrucksstarke Fotos und genaue Recherche führen in ihrem Zusammenspiel zu weniger Klischee. *bn* Christina Gastager-Repolust

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Personen: Ullmann, Elisabeth

Schlagwörter: Kinderdorf