Wesselhoeft, Conrad
Adios, Nirvana
Buch

Raue Gitarrenklänge, melancholische Verszeilen und ein außergewöhnliches Schulprojekt lassen Jonathan seinen Kerker aus Trauer und Schuldgefühlen durchbrechen. (ab 14) (JE) "Telly war Sonnenschein. Blond und blau. Ich bin Dunkelheit. Grautöne und sepia." (S. 57) So sieht sich Ich-Erzähler Jonathan, dessen Leben durch den Tod seines Zwillingsbruders aus den Fugen geraten ist. Mühevoll kämpft sich der Sechzehnjährige durch den Alltag, sein Schmerz und seine Trauer stecken in ihm fest, an Schlaf ist nicht zu denken. Einzig seine Gitarre mit dem klingenden Namen Ruby Tuesday, die Lyrik von Whitman und Bukowski und eine nicht unwesentliche Menge Red Bull bringen ihn durch die Tage. Als der einst vielversprechende Schüler durchzufallen droht, bekommt er eine letzte Chance: Er soll den 87-jährigen Kriegsveteran David Cosgrove im Hospiz aufsuchen und dessen Erinnerungen an den Pazifikkrieg im Jahr 1945 niederschreiben. Widerwillig geht Jonathan darauf ein und ahnt nicht, dass die Begegnung mit dem einstigen Marineoffizier und der greisen Agnes ihn aus den bleischweren Monaten der Finsternis und des Schlafmangels auftauchen lässt... Unweigerlich hat man bei der Lektüre dieses Jugendromans Eddie Vedders ausdrucksstarke Stimme im Ohr. Mal rau und melancholisch, mal rockig, so hört sich auch Jonathans Gitarre an, wenn sie für ihn zur "poetischen Grüblerin" wird. Denn mit seinen Gedichten und seiner Musik findet Jonathan schließlich einen Weg, seine Trauer auszudrücken und aus dem Schatten seines Zwillingsbruders zu treten. So lebendig wie Jonathan seine Gitarre beschreibt, so echt und aus dem Leben gegriffen wirkt diese schmerzvolle Coming-of-Age-Geschichte: Mal böse, genial komisch oder todernst, das von der Jugendjury für den deutschen Jugendliteraturpreis 2013 nominierte Buch liest sich gut, punktet mit stimmigen Dialogen und einem frischen Stil. Besonders beeindruckend sind die Passagen über die Musik geraten: Gitarrenspiel wird bei Wesselhoeft zu reinster Poesie. Ein feinsinniges Psychogramm, äußerst empfehlenswert für Öffentliche Büchereien und Schulbüchereien, für Grunge-Fans sowieso.


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Personen: Wesselhoeft, Conrad Singelmann, Karsten

Wesselhoeft, Conrad:
Adios, Nirvana / Conrad Wesselhoeft. Aus dem Engl. von Karsten Singelmann. - Dt. Erstausg. - Hamburg : Carlsen, 2012. - 285 S.
ISBN 978-3-551-31122-1 kart. : ca. € 10,30

Zugangsnummer: 2021/1316
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Wes - Buch