Murakami, Haruki
Honigkuchen
Buch

Eine verhalten erzählte unspektakuläre Liebesgeschichte aus dem gegenwärtigen Japan. (DR) Auf den ersten Blick leidenschaftslos sind nicht nur die Figuren, sondern auch der Ton der Erzählung, in der einzig ein vierjähriges Mädchen ihren Seelenschmerz zeigen kann. Sara ist von der Berichterstattung über ein Erdbeben nachdrücklich erfasst: »Sie wacht immer um die Zeit auf, als das Erdbeben war.« Und träumt von einem Mann, der sie in eine Kiste stecken will. Weil sich Saras Mutter nicht zu helfen weiß, bittet sie ihren Schriftsteller-Freund Junpei um Hilfe. Er, der mit Saras Mutter und deren Exmann seit Studientagen befreundet ist, sitzt immer wieder am Bett des Mädchens und erzählt ihm Gute-Nacht-Geschichten. Etwa die vom kleinen Honigbären, der so gern Schubert hört. »Honigkuchen« ist eine von sechs Erzählungen, die Haruki Murakami einige Jahre nach dem großen Beben von Kobe 1995 schrieb. Herausgelöst aus dem ursprünglichen Kontext (auf Deutsch unter dem Titel »Nach dem Beben«, 2003) ist das Beben kaum noch wahrzunehmen. Im Mittelpunkt steht nun eine unerfüllte Liebe eines Zauderers, die viele Jahre in seiner schriftstellerischen Tätigkeit einerseits und der hingebungsvollen Freundschaft zur geliebten Frau andererseits ihren einzigen Ausdruck findet. Diese Lesart wird auch von den eindrucksvollen Bildern Kat Menschiks befördert, die bereits zum fünften Mal eine Kurzgeschichte des japanischen Kultautors mit ihren schräg kolorierten Tuschezeichnungen ausstattet. Die Farbpalette – unterschiedliche Schattierungen von Violett und dazu Honiggelb – sorgt für eine zugleich abgründige wie warme Atmosphäre.


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Personen: Murakami, Haruki Menschik, Kat Gräfe, Ursula

Murakami, Haruki:
Honigkuchen / Haruki Murakami ; illustriert von Kat Menschik ; aus dem Japanischen von Ursula Gräfe. - Köln : DuMont, 2023. - 77 Seiten : Illustrationen
ISBN 978-3-8321-6823-0 Festeinband : EUR 20,60 (AT)

Zugangsnummer: 2024/0862
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Mur - Buch