Annotation: Die Geschichte einer unbarmherzig geführten, seelenlosen Erziehungsanstalt auf einer namenlosen Insel. Scheinbar aus Zeit und Raum gefallen, gewöhnen tyrannische Aufseher dem männlichen Nachwuchs das eigenständige Denken ab. Rezension: Dieses Buch werden seine LeserInnen mögen oder ablehnen. Dazwischen gibt es nichts. Denn Yves Grevet hat mit dem ersten Band einer Trilogie um den jungen Titelhelden wahrlich kein konventionelles Jugendbuch geschrieben. Keine Fantasy, kein Thriller, keine Liebe, kein Sex, kein Coming-of-Age. Stattdessen geht es um eine scheinbar außerhalb von Zeit und Raum existierende, unbarmherzige Erziehungsanstalt auf einer namenlosen Insel, in der tyrannische Aufseher 64 Jungen für eine geheim bleibende Bestimmung ausbilden. Die Insassen und ihre Erzieher bleiben dabei seltsam profillos: die Jungen tragen lateinische Vornamen, ihre Aufseher heißen alle Cäsar, die Anstalt wird schlicht "das Haus" genannt. Wie die Kinder auf die Insel gekommen sind, warum sie das Haus vor der Volljährigkeit verlassen müssen und zu welchem Zweck sie dort ausgebildet werden - wir erfahren es nicht. Gehören sie bald zu den Sklaven, die nachts unerkannt die Wäsche einsammeln und für Ordnung sorgen? Oder zu den an kompakte Kampfmaschinen erinnernden Soldaten, die hinter den Kulissen für Ruhe sorgen und das System vor Angriffen von innen und außen schützen? Auf der Suche nach Antworten ist Méto, den nicht nur sein außergewöhnlicher Name aus der Schar der charakterlosen Zöglinge hervorhebt. Doch wem kann der Ich-Erzähler trauen, wer wird ihn bei der von den Sklaven vorbereiteten Rebellion unterstützen und auf der Flucht begleiten? Die Auswahl ist klein, weiß Méto: "Es erstaunt mich immer noch, dass nach all den Jahren so wenige von uns zweifeln." Kein Wunder, denn das System hat den Jungen die eigene Denkfähigkeit erfolgreich aberzogen und hält sie mit seiner keinen Widerspruch duldenden Ideologie, belohntem Denunziantentum, Schlafmitteln und kraftzehrendem Sport gefügig. So funktionieren von jeher Diktaturen. In einer nüchternen, klaren und scheinbar emotionslosen Sprache lässt Grevet seinen Méto Ereignisse und Gedanken schildern. Dennoch entwickelt sich gerade aus den dabei entstehenden Leerstellen eine manchmal unerträgliche Spannung. Wer sich von Métos Geschichte in ihren verstörenden Bann ziehen lässt, zählt jetzt schon die Wochen bis zum Oktober. Dann erscheint mit "Méto. Die Insel" die Fortsetzung.
Personen: Grevet, Yves Singh, Stephanie
Grevet, Yves:
Méto : das Haus ; [Band 1] / Yves Grevet. Aus dem Franz. von Stephanie Singh. - Dt. Erstausg. - München : Dt. Taschenbuch-Verl., 2012. - 217 S.
ISBN 978-3-423-62514-2 fest geb. : ca. € 15,40
Erzählungen ab 13 Jahre - Signatur: Ju 3 Gre - Buch