Ein doppelbödiger, brisanter Roman, in dem sich ein zynischer Hausarzt und Vater nach einem schrecklichen Ereignis über die Grenzen des moralisch Vertretbaren hinwegsetzt. (DR) Der Tod des bekannten Schauspielers Ralph Meier beschäftigt seine Witwe Judith und die Ärztekammer. Die Frage steht im Raum, ob sein zynischer, im Grunde seines Herzens misanthropischer Hausarzt Marc Schlosser eine Mitschuld am tödlichen Krankheitsverlauf seines Patienten hat. Warum hat er die gefährliche Krankheit nicht diagnostiziert und durch ein frühes Eingreifen das Leben des exzentrischen, vulgären Ralph gerettet? War es wirklich ein Kunstfehler oder hat das vermeintliche Versäumnis des Arztes vielleicht mit den dramatischen Ereignissen im Ferienhaus zu tun, in dem Marc Schlosser und Ralph Meier mit ihren Familien den letzten Sommer verbracht haben? Jener scheinbar zufällig gemeinsam verbrachte Sommerurlaub an der französischen Küste, der dominiert war von Freizügigkeit, Ehebruch und jugendlichem Leichtsinn und mit der Vergewaltigung von Marcs 13-jähriger Tochter und der ungeklärten Frage nach dem Täter endete. Der niederländische Autor und Schauspieler Herman Koch erschafft mit dem Ich-Erzähler Marc Schlosser einen oberflächlich wirkenden Hauptprotagonisten mit einem ambivalenten und moralisch zweifelhaften Charakter. Raffiniert breitet er die Geschehnisse rückblickend vor den Augen der LeserInnen aus und führt die unterschiedlichen Erzählebenen, die gespickt sind mit überraschenden Wendungen und subtilen Andeutungen, am Ende geschickt zusammen. Mit Sarkasmus, Wortwitz und pointierten Charakterdarstellungen gelingt es dem Autor ebenso wie in seinem 2010 erschienenen Bestseller "Angerichtet" hinter die bürgerliche Fassade zu blicken und einen Abgrund aus Begierde, Doppelmoral, Macht und Berechnung freizulegen.

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Personen: Koch, Herman Kuby, Christiane