Alex ist hypochondrisch, neigt zu Panikattacken und Erbrechen aufgrund von Angst. Jede Verabredung an öffentlichen Plätzen sagt sie regelmäßig ab: zu viele Menschen, zu wenig Platz, nicht ausreichend Luft zum Atmen. Als nun aber ihre Lieblingsband in der Stadt ist, lässt sie sich von ihrer besten Freund*in überreden, mit zum Konzert zu gehen. Und der Dank: Alex stirbt und findet sich kurz danach ihre eigene Leiche betrachtend in einer Leichenhalle wieder. „'Sie werden es mir nicht glauben', sage ich zu dem Mann und setze ein reumütiges Lächeln auf. 'Aber ich weiß nicht mehr, wie ich hergekommen bin!'" Er runzelt seine makellose Stirn und neigt den Kopf. "'Du bist gestorben, Darling. Wie soll man deiner Meinung nach sonst hier landen?'“ Es ist kein geringerer als Gerry alias Gevatter Tod, mit dem Alex hier spricht. Und Gerry drückt für Alex ein Auge zu, sie bekommt noch eine Chance: „Du darfst die letzten vierundzwanzig Stunden deines Lebens wiederholen, aber diesmal solltest du versuchen, nicht zu sterben.“ Einen Rat gibt Gerry Alex noch, sie solle dieses Mal so viel wie möglich ändern. Das ist aber nicht alles: „Selbstverständlich kann ich dir nur garantieren, dass du überlebst, wenn du jemanden findest, der deinen Platz einnimmt.“ Nach diesem kurzen Abstecher ins Reich der Toten wacht Alex auf – ohne konkrete Erinnerung an ihre Begegnung mit Gerry. Was nun folgt, ist eigentlich ein üblicher Samstag im Altenheim, in dem Alex ehrenamtlich arbeitet, der jedoch ereignisreicher wird als vermutet: Sie entkommt mehrfach nur knapp dem Tod, Erinnerungen und Flashbacks machen ihr nach und nach deutlich, was ihr Auftrag für diesen Tag ist, und die neue Freundschaft zu Thelma hilft ihr in mehrerer Hinsicht, Gevatter Tods Botschaften zu verstehen und umzusetzen. Dave Cousins hat in „Tod.Ernst“ ein interessantes Setting geschaffen, das nicht auflöst, was zur Diegese gehört und was nicht, wie die Diegese beschaffen ist. Die Umsetzung dieser aus erzähltechnischer Perspektive spannenden Frage gelingt jedoch nur bedingt. Cousins schien sich nicht klar darüber zu sein, ob er eine Moral vermitteln möchte, ganz nach dem Motto "You only live once, also mach’ was draus". Was dann immer gleich abläuft: Die Welt bereisen, feiern gehen, so sein wie alle anderen. Oder ob Cousins eine Art phantastischen Thriller schreiben wollte, dessen Ziel Spannungsaufbau hin zu der Frage ist, ob Alex dieses Mal überlebt. Dass Cousins Alex als eine Figur mit einer Angststörung zeichnet, macht den Roman noch weniger kohärent, denn: Nachdem Alex von mehreren Menschen gesagt bekommen hat, dass sie sich einfach nur einmal trauen müsse, gelingt ihr das auch. Und sie kann sich so selbst am Ende das Leben retten. Es sind schließlich die narratologischen Aspekte, die Konzeption der Diegese, die eine Lektüre des Romans wert sind.
Personen: Cousins, Dave
Cousins, Dave:
Tod. Ernst / Dave Cousins. aus dem Engl. von Anne Brauner. - Stuttgart : Freies Geistesleben, 2019. - 297 S.
ISBN 978-3-7725-2841-5 fest geb. : ca. € 18,50
Erzählungen ab 13 Jahre - Signatur: Ju 3 Cou - Buch