"Früher hatte die Mission Probleme, heute ist sie selbst zum Problem geworden" - war bereits Ende der 50er Jahre auf den Weltmissionskonferenz von Ghana zu hören. 500 Jahre nach der Eroberung Amerikas scheint im Zeichen von 'Kreuz und Schwert', von Imperialismus und Kolonialmission, radikale Selbstkritik an der Evangelisierung indigener Gruppen angzeigt .
Nichts, so scheint es, erinnert heute mehr an die ausgesandten Kirchenvertreter:innen von damals, die den Greueltaten der Conquistador:innen den Segen der Kirche an die Seite stellten. Nichts?
Kommt das Gespräche auf die Verkünder:innen einer ungebrochenen Heilslehre, sind die religiösen Fanatiker:innen der nordamerikanischen Sektenhäuser, die protestantisch-fundamentalistischen Missionen (ILV/SIL/NTM), oder die Heilsbringer:innen des islamischen Fundamentalismus schnell ausgemacht. Hierzulande scheint die kritische Recherche in diesem Punkt längst ein Tabu und außerdem unnötig: "Denn den unberührten Stamm gibt es ncht mehr; Erstkontakt- und Pionier-Mission, das war einmal" - heißt es in den Missionshäusern.
Der 4. ÖKOZID-extra-Band aber belegt das Gegenteil - zeigt, dass es am Ende des 20. Jahrhunderts den ungebrochenen Willen zur Pioniermission noch gibt: ob im Hochland Neuguineas, in den Tieflandregenwäldern Amazoniens oder in den Reservaten der USA. Und ein Ende ist nicht in Sicht.
Aber woher nehmen heute noch Missionar:innen aus der BRD, Europa, Australien und den USA die Legitimation zur Zerstörung oder "Akkomodation" indigener Religionen? Welche Folgen hat das missionarische Aus- und Überblenden der sakralen Welt von "Naturvölkern" für die Umwelt, für den Schutz ihres Lebensraumes? Mission - ein Umweltproblem?
Serie / Reihe: Ökozidextra 4
Personen: Stüben, Peter E.
B-PG31-Stü
Stüben, Peter E.:
Seelenfischer : Mission, Stammesvölker und Ökologie. - Gießen : Focus, 1994. - 252 S. : Ill. - (Ökozidextra; 4)
ISBN 978-3-88349-413-5
Globaler Süden: Kolonialismus; Politik, Entwicklungspolitik - Buch