Eine Frau Ende sechzig aus dem ländlichen Korea ist mit ihrem Ehemann in Seoul unterwegs, um ihre Kinder zu besuchen. Gewohnt, dass sie einige Schritte hinter ihr geht und eigentlich nie wirklich Schritt halten kann, merkt der Ehemann zu spät, dass seine Frau im Gewirr der U-Bahnen verschwindet. Ein fiebriges Suchen beginnt: Tage, Wochen, Monate gehen ins Land, ohne dass die Frau wieder auftaucht. In einzelnen Kapiteln und wechselnder Perspektive kommen die Familienmitglieder zu Wort, erzählen von der Suche nach der Mutter, von Erinnerungen, von Glück und Verzweiflung. Dabei wird das vielschichtige Porträt einer Frau gezeichnet, die scheinbar eine traditionelle Frauenrolle einnahm und ganz für ihre Familie da war. Dass es aber auch viele Zwischentöne in diesem Leben gab, gelebte und ungelebte Träume und ganze Erfahrungswelten, von denen die engsten Angehörigen nichts oder wenig wussten, erschließt sich der Familie erst nach und nach. Es ist ein ungewöhnlicher und sehr berührender Roman, in dem der Zusammenstoß und die Kluft zwischen Tradition und Moderne, Land und Stadt sehr deutlich werden - ein außergewöhnlich facettenreiches Familienporträt, das zum Nachdenken anregt. *Lesen.Hören.Wissen* Margot Schwienbacher
Personen: Shin, Kyung-Sook
Shin, Kyung-Sook:
Als Mutter verschwand : Roman / Kyung-Sook Shin. Dt. von Cornelia Holfelder-von der Tann. - München : Piper, 2012. - 248 S.
ISBN 978-3-492-05510-9 fest geb. : ca. Eur 20,60
Schöne Literatur - Signatur: Shin - Buch