Der spätere Nobelpreisträger und die weniger noble Art, wie er seine eigene Legende erschuf. Kaum ein anderer Autor des 20. Jahrhunderts inszenierte sich vielschichtiger und gewiefter als Ernest Hemingway, der während seiner Karriere scheinbar mühelos in die verschiedensten Rollen schlüpfte, um zu einem begehrten Objekt internationaler Medien zu werden. Ob als trinkfester Kriegsberichterstatter, Verfechter des Stierkampfes, Tiefseefischer, Großwildjäger oder weißbärtiger Papa - es ergab sich immer eine Situation mit zwei Gewinnern: Die Zeitungen hatten ihre Geschichten und Hemingway steigerte damit Bekanntheit und Auflage. Die Journalistin Lesley M.M. Blume wirft mit diesem Buch einen schonungslosen Blick auf jene Rolle des Ernest Hemingway, von der wir heute am wenigsten wissen: auf die des um Bekanntheit ringenden Niemand im Paris der 1920er Jahre. Der Aufstieg des späteren Nobelpreisträgers war zweifellos mit dem Erfolg seines Romans "Fiesta" verbunden, der 1926 erschien und der - stark autobiografisch - von den wilden Pariser Jahren voller Besäufnisse und wilder Affären erzählte. In diesem Roman wendete Hemingway ein Erfolgsrezept an, das ihn als skrupellosen Opportunisten entlarvte. Er schrieb über intimste Geheimnisse seiner Freunde und Gönner und benutzte diese auf niederträchtigste Art. Der Autorin gelingt es mit diesem Buch, das Psychogramm eines Mannes offenzulegen, für den ehemalige Freunde nur "Kollateralschäden" auf dem Weg zum Ruhm waren und der es wie kein Zweiter verstand, sich selbst zum Denkmal der Literaturgeschichte zu machen.
Personen: Blume, Lesley M. M.
Blume, Lesley M. M.:
Und alle benehmen sich daneben : wie Hemingway seine Legende erschuf / Lesley M. M. Blume. Aus dem amerikan. Engl. übers. - Dt. Erstausg. - München : dtv, 2017. - 510 S. : Fotos (schwarz-weiß)
ISBN 978-3-423-28109-6 fest geb. : ca. € 24,70
Schöne Literatur - Signatur: Blume - Buch