Das Kind ist fast erwachsen, die Schulzeit neigt sich dem Ende zu. Bald wird es sein Elternhaus verlassen und die Journalistin S. Burmester muss sich eingestehen: Dieser Abschied schmerzt sie mehr, als sie je vermutet hätte. Gleichzeitig stellt sie fest, dass es anderen Müttern ähnlich ergeht.Der Titel liest sich schrecklich, für aktuell Betroffene aber vermutlich schrecklich schön. Ein Sohn wird erwachsen und demnächst ausziehen, die Mutter trauert schon Jahre vorher (seit er 14 ist) in Erwartung dieser Katastrophe: "Gramgebeugt schlich ich durch die Wohnung ... als würde ich meinem Kind beim Sterben zugucken." Nun das Finale: "Ich fühle mich angeschossen, verletzt, blutend ... der Sohn bricht auf, ich breche zusammen." In ihrem vorigen Titel "Beruhigt Euch!" (2012) schrieb die Journalistin "gegen die Hysterie im Alltag" an, nun ist ihr selbst ein hysterisches Glanzstück gelungen. Mit hippem Set: spätes, einziges Kind, "Getrennterziehende", heute in lesbischer Partnerschaft. Sie schreibt sich "durch das Tal der Tränen", zelebriert Schmerz und Verlust, will eine Mutter sein, "die gebraucht wird, die erste Adresse sein", ihr Sohn soll ihr "zeigen, dass ich ihm wichtig bin" (was er dann auch mit Muttertagsstrauß erfüllt). "Regretting motherhood" war gestern, hier weht der Zeitgeist - in Amerika gibt es "Empty Nest Partys", bei uns erste "Empty Nest Moms"-Selbsthilfegruppen (enmoms.de). (1)
Personen: Burmester, Silke
Mb
Bur
Burmester, Silke:
Mutter-Blues : mein Kind wird erwachsen, und was werde ich? / Silke Burmester. - 1. Auflage. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2016. - 243 Seiten ; 22 cm
ISBN 978-3-462-04952-7 kt. : EUR 14.99
Teilgebiete und Richtungen der Psychologie - Sachbuch