Die Norwegerin Juni geht ihrer Familiengeschichte nach.
Rezension
Beim Aufräumen des Hauses ihrer Großeltern entdeckt Juni ein Foto ihrer Großmutter Tekla, das sie mit einem deutschen Soldaten zeigt. Sie kann niemanden mehr befragen und weiß nur, dass das Verhältnis ihrer Mutter Lilla zur Oma immer belastet wirkte. Mit Hilfe ihres Nachbarn Georg, eines Historikers, erfährt Juni mehr: Ihre Großmutter war ein sogenanntes Deutschenliebchen, sie hatte Otto Adler sogar geheiratet und war in seine Heimatstadt Demmin zurückgekehrt. Dort erfuhren sie Schreckliches. Beim Einmarsch der russischen Truppen begingen an die 1000 Einwohner Selbstmord bzw. töteten ihre Angehörigen. Das Paar versucht wegzukommen, wird aber von einer Patrouille gestellt, wobei Otto ums Leben kommt. Tekla muss sich durchschlagen und wird zuletzt von ihrem späteren Ehemann nach Norwegen zurückgebracht.
Der Roman verknüpft geschickt zwei Ereignisse am Ende des Zweiten Weltkriegs: Im befreiten Norwegen waren Nazi-Sympathisanten und vor allem junge Frauen schweren Schikanen ausgesetzt. Die Panikmache von Nazis in Demmin und ihre tragischen Folgen sind wenig bekannt. In der Tochter- und Enkelgeneration zeigt die Autorin, wie die schlimmen Erfahrungen nachwirken und über Jahrzehnte die Familienverhältnisse belasten, sodass Juni dieses Stück Familiengeschichte nur mehr im Nachgang aufarbeiten kann. Erst gegen Ende wird ihr klar, wer der Vater ihrer Mutter war und weshalb diese Junis Vater nicht heiraten konnte. Lesenswert!
Rezensent: Pauline Lindner
Weiterführende Informationen
Serie / Reihe: Generationen-Reihe / Trude Teige 1
Personen: Frauenlob, Günther Teige, Trude
Teige
Teige, Trude ¬[Verfasser]:
Als Großmutter im Regen tanzte : Roman / Trude Teige ; aus dem Norwegischen von Günther Frauenlob. - 9. Auflage. - Frankfurt am Main : S. Fischer, 2023. - 380 Seiten ; 21 cm. - (Generationen-Reihe / Trude Teige; 1)
Einheitssacht.: Mormor danset i regnet. - aus dem Norwegischen übersetzt
ISBN 978-3-949465-12-3 fest geb. : EUR 22.00
Schöne Literatur - Buch