Wenn ein nicht mehr reflektierter religiöser Glaube zur Gefahr für die Menschen wird.
Rezension
Lyle und Peg Hovde führen ein ruhiges Leben. Nachdem sie mehrere Jahre keinen Kontakt zu ihrer Adoptivtochter Shiloh hatten, kehrt diese wieder zu ihnen zurück und zieht gemeinsam mit ihrem fünfjährigen Sohn Isaac bei ihnen ein. Alles scheint harmonisch zu verlaufen, doch Shiloh hat sich mittlerweile einer neuen Glaubensgemeinschaft, dem Bund des Flusstälerlandes, angeschlossen und beginnt eine Beziehung mit dem Pastor, einem jungen und charismatischen, aber auch sehr einnehmenden Mann. Lyle, der nach einem schweren Schicksalsschlag ohnehin Probleme mit dem eigenen Glauben hat, steht alldem skeptisch gegenüber und beginnt dem Ganzen zu misstrauen, als er erfährt, dass der Kopf der Gemeinschaft, Pastor Steven, den kleinen Isaac als Heiler bezeichnet und seine Tochter zunehmend von ihm abkapselt. Der Glauben treibt immer weiter einen Keil in das Familienleben der Hovdes. Als schließlich Isaacs Sicherheit durch die Ansichten seiner Mutter und deren Gemeinschaft bedroht wird, müssen Lyle und Peg sich entscheiden: Sollen sie einschreiten und damit die ohnehin schon fragile Beziehung zu ihrer Adoptivtochter gefährden, oder lieber nichts tun und dabei vielleicht ihren Enkel verlieren - Dieser Roman beruht auf wahren Begebenheiten und geht sehr behutsam mit einer wahrlich komplizierten und unschönen Glaubensthematik um. Obwohl es sich um einen sehr aufwühlenden Sachverhalt handelt, ist diese Geschichte ruhig und einfühlsam geschrieben und berührt auf eine sehr leise Weise, die einem zum Nachdenken anregt und nachklingt. Ein wunderschöner Familienroman ganz ohne Hektik, Gewalt oder große Sensation, der einen trotzdem fesselt und nur schwer wieder aus den Händen zu legen ist.
Personen: Butler, Nickolas
Butle
Butler, Nickolas:
Ein wenig Glaube : Roman / Nickolas Butler ; aus dem Amerikanischen von Dorothee Merkel. - Stuttgart : Klett-Cotta, 2020. - 381 Seiten
ISBN 978-3-608-96434-9 kt. : EUR 17.00
Schöne Literatur - Buch