Küng, Hans
Der Anfang aller Dinge Naturwissenschaft und Religion
Buch

Hans Küngs Publikationen der letzten Jahre sind vor allem Vermittlungsversuche, etwa zwischen den monotheistischen Religionen oder - wie in seinem jüngsten Werk "Der Anfang aller Dinge" - zwischen Naturwissenschaft und Gottesglaube. In dieser Frage legt der Tübinger Emeritus einerseits großen Wert auf "die methodische Eigenständigkeit und Eigengesetzlichkeit von Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft, besonders von Philosophie und Theologie" (S. 55), andererseits weist er ein Konfrontationsmodell rationalistischer und fundamentalistischer Provenienz, aber auch harmonisierende Integrationsvorschläge zurück, durch welche die jeweils andere Seite instrumentalisiert wird. Hans Küng propagiert "ein Komplementaritätsmodell kritisch-konstruktiver Interaktion von Naturwissenschaft und Religion, in dem die Eigensphären bewahrt, alle illegitimen Übergänge vermieden und alle Verabsolutierungen abgelehnt werden, in dem man jedoch in gegenseitiger Befragung und Bereicherung der Wirklichkeit als ganzer in allen ihren Dimensionen gerecht zu werden versucht." (S. 57) Seine Exkursionen führen zu den unterschiedlichsten Feldern naturwissenschaftlichen Bemühens, von der Urknalltheorie bis zur Hirnforschung, vom Versuch, eine Weltformel zu entdecken bis zur Evolutionstheorie. Küng referiert - manchmal etwas knapp - den jeweiligen Forschungsstand, blickt selbstkritisch in die Geschichte kirchlich-naturwissenschaftlicher Auseinandersetzungen zurück (Stichwort Galilei, Stichwort Darwin) und scheut sich nicht, naturwissenschaftliche Hilflosigkeiten zu benennen, wenn etwa seriöse Wissenschaftler, um die Ursprungsfrage des Universums zu vermeiden, instinktiv in Opposition zu theologischen Fragestellungen gehen und über Multiversen bzw. Baby-Universen spekulieren (S. 81ff.). Freilich muss Naturwissenschaft als Naturwissenschaft Gott aus dem Spiel lassen (methodischer Atheismus). Küng beschränkt aber sich nicht auf die Diskussion des Verhältnisses von Theologie und Naturwissenschaften, er überrascht mit knapp gehaltenen, präzisen theologischen Skizzen über die Personalität Gottes, über die grundsätzliche Möglichkeit, von Gott zu sprechen, usw. (S. 120 ff.) An vielen Stellen des Buches staunt Hans Küng über die Tiefen und Weiten von Makro- und Mikrokosmos. Die Nanotechnologie etwa arbeitet mit Nanopartikel zum UV-Schutz von Farben und Sonnenschutzcremes. Haben Sie gewusst, dass ein Nanometer ("Nano" - griech. Zwerg) ein Milliardstel Millimeter misst? Das heißt, ein Meter verhält sich zu einem Nanometer wie der Durchmesser der Erde zu dem einer Haselnuss. Küngs Ausführungen machen Lust auf intensivere Auseinandersetzungen mit fachwissenschaftlicher Literatur, Viele Fragen sind naturwissenschaftlich betrachtet noch offen, viele Grenzen längst nicht ausgelotet. Die Frage nach dem Urgeheimnis allerdings ist völlig anderer Art. *Theologische Kurse* Alexander Thorwartl


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Personen: Küng, Hans

Schlagwörter: Naturwissenschaft Evolution Wirklichkeit Anfang

Interessenkreis: Naturwissenschaft und Theologie

Küng, Hans:
¬Der¬ Anfang aller Dinge : Naturwissenschaft und Religion / Hans Küng. - München : Piper, 2005. - 246 S.
ISBN 978-3-492-04787-6 fest geb. : ca. Eur 19,40

Zugangsnummer: 2014/0013
so - Signatur: TH12/10 - Buch