Bezug zu Lehrplänen und Bildungsstandards
Die im Folgenden formulierten Kompetenzen
treffen auch für den außerunterrichtlichen
Einsatz dieses Films zu:
Die Jugendlichen können
- die Probleme bei der Darstellung eines komplexen Konflikts aus einer Perspektive benennen und diskutieren,
- Inhalte einer Dokumentation erfassen und
auswerten,
- die meinungsbildende Macht von Medien
aufzeigen und problematisieren,
- die Situation der Palästinenser in der West
Bank aus Sicht der Palästinenser darstellen,
- Möglichkeiten von (gewaltlosem) Widerstand
erläutern,
- Möglichkeiten des Lebens und Überlebens in
einer Krisenregion problematisieren,
- erkennen und erklären, dass der Nahostkonflikt
nur unter Berücksichtigung der historischen
Wurzeln verstanden werden kann,
- einen Teilaspekt eines internationalen Konflikts
einordnen und analysieren.
Vorkenntnisse
Der Film stellt eine Perspektive innerhalb des
multidimensionalen Nahostkonflikts dar.
Daher sollten die Jugendlichen mit der Thematik
des Nahostkonflikts (historische Stationen
sowie aktuelle Entwicklungen des Konflikts,
Begriffe wie Grenzmauer, jüdische Siedler
und Dschihad) bereits vertraut sein und
verschiedene Positionen kennengelernt
haben.
Zum Inhalt
Die Filmautoren Stefanie Landgraf und
Johannes Gulde trafen 1981 die Palästinenserin
Mona in einem Waisenhaus in Beirut.
Zu Beginn des Films sieht man Aufnahmen
aus dieser Zeit. Die damals 14-Jährige steht
vor einem Bild, dass sie und andere palästinensische
Flüchtlingskinder gemalt haben.
Man sieht Panzer, zerstörte Häuser, verletzte
und schwer bewaffnete Menschen.
Mona beschreibt, wie sie und ihre Familie
versucht haben, sich vor den Luftangriffen
der israelischen Armee zu schützen.
Yasmin, die 19-jährige Tochter von Johannes
Gulde, schaut sich diese Szenen gemeinsam
mit ihrem guten Freund Enz an.
Sie möchte wissen, wie es Mona heute
geht. Yasmin und Enz erfahren, dass Mona
mittlerweile in der von Israel besetzen
West Bank lebt. Die beiden recherchieren
im Internet, um sich auf die Reise nach
Israel vorzubereiten. Enz ist begeisterter
Hip-Hopper und stößt bei den Recherchen
auf die palästinensische Gruppe "Ramallah
Underground" - deren Musik im Laufe des
Filmes auch immer wieder zu hören ist -
und versucht ein Treffen zu organisieren.
Yasmin und Enz machen sich auf den Weg
nach Israel. Eine eingeblendete Karte zeigt
das Land und die Gebiete der israelischen
Militärverwaltung in der West Bank. Die
Jugendlichen werden in Ramallah von
Mona abgeholt. In Monas Wohnung angekommen
treffen sie auch deren Mann. Beide
arbeiten für die palästinensische Autonomiebehörde.
Yasmin zeigt Mona die alten
Filmaufnahmen. Der Zuschauer erfährt
nun auch, dass damals Monas Eltern und
Geschwister bei einem Bombenahngriff getötet
wurden. Yasmin möchte von Mona
wissen, wie sie sich heute fühlt, wenn sie
diese Bilder sieht und welche Bedeutung
die geschilderten Erlebnisse für ihr Leben
hatten und haben. Mona beschreibt, wie
tief diese Erfahrungen sie geprägt und
darin bestärkt haben, dass Palästina ihre
Heimat ist und sie deshalb zurückkehren
musste.
2
Vom Dach ihres Hauses aus zeigt Mona den
beiden die jüdischen Siedlungen vor ihrer
Haustür und erläutert, welche Einschränkungen
dadurch für die palästinensische
Bevölkerung entstehen.
Anhand einer Karte der Vereinten Nationen
von jüdischen Siedlungen in der West Bank
verdeutlicht der Film die Problematik zusätzlich.
Yasmin und Enz verlassen Ramallah zunächst
und fahren zu einem der Checkpoints
vor Nablus. Hier erfahren sie, dass
sich die Palästinenser in vielen Bereichen
der West Bank nicht ohne Kontrollen und
nur ohne Auto bewegen können.
Am Checkpoint treffen sie die Israelin Ronny
Hammermann. Sie ist Mitbegründerin
von "Machsom Watch", einer Organisation
israelischer Frauen gegen die Besatzung
und für Menschenrechte. Die Frauen von
"Machsom Watch", so erklärt Ronny Hammermann,
beobachten das Geschehen an
den Checkpoints und dokumentieren Menschenrechtsverletzungen,
vor allem aber
klären sie die israelische Bevölkerung darüber
auf. Der Film zeigt in eindrücklichen
Bildern die Kontrollprozedur. Yasmin und
Enz sprechen mit der Vertreterin von
"Machsom Watch" über Gründe für die
Checkpoints, die Politik der israelischen
Regierung und die Möglichkeit Europas
und speziell Deutschlands, etwas dagegen
zu unternehmen.
Nach diesen Erfahrungen treffen die beiden
Mona wieder. Sie führt sie durch die
Armenviertel von Ramallah und erzählt
ihnen von der beschwerlichen Situation
vieler Palästinenser, die durch die eingeschränkte
Bewegungsfreiheit entsteht.
Mona betreut als Vertreterin der Frauenunion
der Autonomiebehörde eine Initiative,
um Frauen Arbeit und somit Einkommen
zu verschaffen. In einem kleinen Textilbetrieb
erfahren Yasmin und Enz mehr
darüber. Beide sind erstaunt, als sie im
Anschluss durch das Zentrum von Ramallah
bummeln und sie über die Betriebsamkeit,
das Warenangebot und die Lebensfreude
der Menschen fast vergessen, dass
sie sich in einem Krisengebiet befinden.
Schließlich sieht man Yasmin und Enz wieder
in der Wohnung von Mona. Enz bringt
das Gespräch auf das Thema Selbstmordattentäter.
Mona distanziert sich davon
und erläutert ihre Ansicht genauer. Zudem
meint sie, dass man in den westlichen
Medien immer nur von Attentätern, jedoch
nicht von denen höre, die beispielsweise
durch Kunst und Musik friedlichen Widerstand
und Protest leisteten.
Zu jenen gehört auch die Hip-Hop-Band
"Ramallah Underground", deren Sänger
Boikutt Yasmin und Enz am Ende ihrer
Reise tatsächlich noch treffen. Gemeinsam
mit dessen Freunden unterhalten sie sich
in einem Cafe über das Leben und Überleben
als Palästinenser in der West Bank.
Der Sänger beschreibt, dass er immer versucht,
aus allem Schlechten etwas Gutes
zu machen. So habe er seinen ersten Hip-
Hop während und über den Ausnahmezustand
geschrieben. Musik sei für ihn Widerstand
und Kampf für Freiheit. Auch die anderen
Jugendlichen berichten, wie sie es
durch Musik und Kunst schaffen, nicht an
der Situation, in der sie leben, zu verzweifeln,
sondern etwas Sinnvolles zu tun.
Zudem betonen sie, dass Gewalt keine
Lösung ist und nur Gegengewalt erzeugt.
Allein das Bleiben in der West Bank bedeutet
für sie schon Widerstand.
Der Film endet mit Szenen vor der Mauer,
zu lesen ist die deutsche Übersetzung eines
Liedes von "Ramallah Underground":
3
Explosionen hier - Explosionen dort / Sie
reden von Demokratie und schießen / Kalaschnikows
und Panzer / Armee gegen Volk
/ Volk gegen Regierung / Polizei gegen
Freiheit.
Arbeitsmaterial
Auf der DVD stehen Ihnen Hinweise zur
Verwendung der DVD im Unterricht, das
Begleitheft und vier Arbeitsblätter zur
Verfügung. Um die Arbeitsmaterialien zu
sichten und auszudrucken, legen Sie die
DVD in das DVD-Laufwerk Ihres Computers
ein und öffnen Sie im Windows-Explorer
den Ordner "Arbeitsmaterial". Die Materialien
stehen dort als PDF-Dokumente zur
Verfügung.
Materialien zusammengestellt von den
Filmautoren Johannes Gulde und Stefanie
Landgraf
Unabhängig von den FWU-Materialien finden
Sie auf der DVD Hintergrundinformationen
zum Film sowie zahlreiche Materialien
zum Nahostkonflikt, die von den beiden
Filmautoren Johannes Gulde und Stefanie
Landgraf (Terra Media Corp.) zusammengestellt
worden sind.
Um diese Materialien zu sichten und auszudrucken,
legen Sie ebenfalls die DVD in das
DVD-Laufwerk Ihres Computers ein und öffnen
Sie nun im Windows-Explorer den Ordner
"Terra Media". Die Materialien stehen
dort als PDF-Dokumente zur Verfügung.
Auf der Webseite der Autoren
http://www.terramedia-online.de
finden Sie weitere Informationen, Dokumente
und eine Linkliste zum Thema.
Verwendung im Unterricht
Der Film "Palästina - Auf der Suche nach
Frieden" eignet sich auf Grund seiner
fokussiert palästinensischen Perspektive
eher nicht zu einem Einstieg in Themen wie
"Nahostkonflikt" oder "60 Jahre Israel".
Für den Einsatz in einer diesen Themenkomplex
abschließenden, reflektierenden
Phase liefert er aber wichtige Diskussionsimpulse.
Zudem ermöglicht der Film durch
seine jungen Protagonisten ein hohes Maß
an Identifikation.
Gerade auch deshalb sollte die israelische
Sicht bzw. auch andere palästinensische
Einstellungen von der Klasse erarbeitet
oder mit der Lehrkraft gemeinsam wiederholt
und gegenübergestellt werden.
Sehr gut kann die Dokumentation auch eingesetzt
werden, um die Berichterstattung
und die Meinungsbildung durch Medien zu
problematisieren.
Vor einer Vorführung im Plenum sollten
die Schülerinnen und Schüler einige Leitfragen
zur Analyse des Films an die Hand
bekommen.
Hier sollen zwei verschiedene Herangehensweisen
vorgeschlagen werden.
Zum einen die Variante, dass die Klasse im
Vorfeld nicht auf die spezifische Perspektive
auf den Nahostkonflikt hingewiesen
wird, sondern Fragen folgender Art bekommt:
(AB 1)
Was erfährst Du über den Nahostkonflikt?
Wie werden die Palästinenser dargestellt
und wie die Israelis?
Was fällt Dir an der Art der Berichterstattung
auf?
Welcher Satz, welche Situation ist Dir besonders
im Gedächtnis geblieben, woran
bist Du quasi hängen geblieben?
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Möglich ist hier auch eine "NÜM-Frage":
das hat mich neugierig gemacht, das
hat mich überrascht, das fand ich merkwürdig.
Zum anderen kann mit der Klasse zur Vorbereitung
des Films über die Problematik
der Darstellung eines solch komplexen und
emotionsgeladenen Konfliktfelds aus nur
einer Perspektive gesprochen werden (AB
1a). Die Analyse des Films kann dann unter
folgenden leitenden Fragen angeregt werden:
Achte auf Aussagen, Erläuterungen
und/oder Bilder, von denen sich Israelis
getroffen fühlen könnten und erkläre
warum.
Welche Perspektiven kommen überhaupt
nicht vor?
Welchen Eindruck könnte jemand, der
bisher nichts über den Nahostkonflikt
weiß, bekommen?
Welcher Satz, welche Situation ist Dir besonders
im Gedächtnis geblieben, woran
bist Du quasi hängen geblieben?
Möglich ist hier auch eine Auswertung mit
der Methode "NÜM": das hat mich neugierig
gemacht, das hat mich überrascht, das
fand ich merk-würdig.
In beiden Fällen erfolgt die anschließende
Auswertung des Films zunächst in Kleingruppen
und dann im Plenum.
Der Film kann auch innerhalb eines Planspiels
eingesetzt werden. Dass es bei dem
Thema Nahost schwierig ist, eine "objektive
Wahrheit" zu finden, soll hier durch eine Art
gestellte "aktuelle Stunde" des Bundestags
oder eine inszenierte Talkrunde im Klassenzimmer
zum Thema "Frieden im Nahen Osten
- aber wie?" verdeutlicht werden. Dabei
teilt sich die Klasse in vier Gruppen.
Die erste Gruppe vertritt eine pro-palästinensische
Haltung und informiert sich mit
Hilfe des Films sowie durch die Homepage
der palästinensischen Autonomiebehörde
(http://www.palaestina.org/) über die aktuelle
Situation in der West Bank.
Die zweite Gruppe vertritt die pro-israelische
Seite und sammelt Argumente auf
der Homepage des israelischen Verteidigungsministeriums
(http://dover.idf.il/
IDF/English/) und der israelischen Botschaft
in Deutschland (http://berlin.mfa.
gov.il/mfm/web/main/missionhome.asp?
MissionID=88&).
Die dritte Gruppe schließlich versucht als
außenpolitischer Berater beide Seiten abzuwägen
und beschafft sich hierfür Hintergrundwissen
auf der Seite des Auswärtigen
Amtes (http://www.auswaertiges-amt.de/
diplo/de/Infoservice/Presse/Interviews/
2006/060814-NahostSpiegel.html) sowie
(http://www.auswaertigesamt.de/diplo/de/
Laenderinformationen/Israel/Aussen
politik.html).
Die vierte Gruppe ist die Moderatoren-
Gruppe. Sie arbeitet Leitlinien und Regeln
für eine gute Diskussion sowie einige Impulsfragen
aus und stellt sie vor Beginn
des Gesprächs vor. Zudem leitet sie die
Diskussion und formuliert ein Fazit.
Es empfiehlt sich die Informationsbeschaffung
als Hausaufgabe aufzugeben und gemeinsam
im Plenum schließlich die Diskussion
zu führen. Die Diskussion sollte mit einer
Reflexionsphase schließen, in der über
die Quellen der einzelnen Gruppen sowie
den Verlauf der Diskussion gesprochen
wird.
Der Film kann auch als Auftakt einer Projektarbeit
verwendet werden.
Die Schülerinnen und Schüler sammeln As-
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pekte des Films, die noch zu klären bzw. zu
differenzieren sind (bspw. Position der Israelis,
jüdische Siedler, Selbstmordattentäter
etc.) und die in mehreren Stunden
(auch fächerübergreifend bspw. mit der
Religionslehrerin, dem Religionslehrer) mit
Schulbuch, Internet und (Schul-) Bibliothek
in Gruppen bearbeitet und durch eine Tafel-,
Plakat- oder Power-Point-Präsentation
vorgestellt werden. Abschließend kann der
Film dann nochmals gemeinsam angeschaut
und von der Klasse eine Filmkritik
verfasst werden.
Eine weitere Möglichkeit der Auseinandersetzung
mit dem Film bzw. dem Nahostkonflikt
bietet das Thema "Musik und
Kunst als Formen des gewaltlosen Widerstands"
(AB 2). Die Protagonisten der Dokumentation
treffen die Hip-Hop-Band "Ramallah
Underground". Die Schülerinnen
und Schüler können ausgehend von den
Aussagen der Jugendlichen diskutieren, inwieweit
sie diese Positionen nachvollziehen
können und ob für sie selbst Musik und
Kunst eine Möglichkeit wäre bzw. ist, mit
einer Konfliktsituation umzugehen.
Zum anderen kann sich die Klasse mit dem
Lied "Medabrim al shalom" (Von Frieden reden)
des israelischen Musikers Mook E auseinandersetzen
(AB 3). Das Lied eignet sich
auf Grund seiner Bezüge zu den Themen
"Krieg und Frieden" oder "Gerechtigkeit"
sowie zum Alten Testament auch gut für
den Einsatz im Religionsunterricht.
Abschließend sollte den Jugendlichen Zeit
gegeben werden selbst ein Gedicht, Lied,
Bild o. ä. über den Nahostkonflikt zu verfassen
und dieses optional der Klasse vorzustellen.
Dabei sollten sie auch erklären, warum
sie Text bzw. Ausdrucksform so gewählt
haben. (Anleitung dazu auch auf AB 3)
Quelle: FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht. Gemeinnützige GmbH Geiselgasteig, Bavariafilmplatz 3, D-82031 Grünwald
Personen: Gulde, Johannes Landgraf, Stefanie
Gulde, Johannes:
Palästina - Auf der Suche nach Frieden / Johannes Gulde; Stefanie Landgraf : FWU, 2008. - 1 DVD + Arbeitshilfe ; 24 Min. - Diözesanlizenz;
so - Signatur: V64/07 - Film (DVD)