Aachen 1970 - vor Gericht steht Henni Bernhardt, die das Haus ihres Vaters angezündet und dessen Tod verursacht haben soll. Henni wuchs in dem kleinen Ort Velda an der deutsch-belgischen Grenze auf. In dieser Grenzgegend haben viele Grenzgänger Eifler in der Nachkriegszeit den Lebensunterhalt mit Schmuggel verdient. Auch Henni war nach dem Tod der Mutter als Schmugglerin unterwegs, um den Lebensunterhalt für sich und ihre drei Geschwister zu sichern. Doch dann kommt die jüngere Schwester bei einem Schmuggelgang ums Leben. Der Vater verhindert weder die Einweisung Hennis ins Erziehungsheim noch die der jüngeren Brüder ins katholische Kinderheim in Trier. Dort stirbt Matthias, Fried flüchtet mit Freund Thomas, beide finden in Nürnberg eine neue Heimat und kommen zur Ruhe. 1970 fordert Henni Gerechtigkeit für sich und ihre Brüder vor Gericht. Die Geschichte fesselt den Zuhörer vom ersten Moment an. Hinsichtlich der Missbrauchs- und Misshandlungsvorwürfe in den Heimen der katholischen Kirche hat die Geschichte einen aktuellen Bezug. Gleichzeitig wird sehr klar und deutlich, wie kleinkariert und eng gezogen das Weltbild der Gesellschaft damals war. Henni, ein lebhaftes, tatkräftiges, intelligentes Mädchen gilt schnell als leichtfertig, hochmütig, muss gebeugt werden. Der sachliche Ton der Geschichte, der von Vera Teltz kongenial getroffen wird, macht den Zuhörer umso betroffener. Der Roman zeichnet ein scharfes Bild der Nachkriegszeit und führt vor Augen, wie starr das Sozialsystem tatsächlich war. (Borromäusverein)
Personen: Borrmann, Mechtild
Borrmann, Mechtild:
Grenzgänger : Roman / Mechtild Borrmann. - Originalausgabe. - München : Droemer. - 285 Seiten ; 22 cm
ISBN 978-3-426-28179-6 Festeinband : 20,00 EUR
Schöne Literatur - Signatur: Borrm - Buch