Hollatko, Lizzy
Der Sandengel
Buch

Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/) Autor: Kathrin Wexberg; Annotation: Südafrika-Roman über die Zeit der Apartheid Rezension: Im Südafrika der 1980er Jahre, von dem DIXI-Preisträgerin Lizzy Hollatko in ihrem ersten Roman erzählt, sind die gesellschaftlichen Rollen klar zugewiesen: Schwarze sind arm und arbeiten für die reichen Weißen. Doch wenn man wie Ich-Erzählerin Rut gemeinsam mit ihren drei Schwestern und ihrer Künstlerinnen-Mutter Alva in der heruntergekommenen Bloekomstraße wohnt, fühlt man sich trotz weißer Hautfarbe den schwarzen Hausangestellten der reicheren Familien oft näher als deren Arbeitgebern umso mehr, wenn die Mutter aus Österreich kommt und immer wieder versucht, den Kindern zu vermitteln, wo die Ungerechtigkeit des Apartheid-Systems liegen. Retrospektiv erzählt Rut, mittlerweile 12 Jahre alt, von den Ereignissen des letzten Sommers, die für die Familie einiges an Auseinandersetzung mit dem Umfeld, in dem sie von jeher leben, gebracht hat. Stimmig zeigt Hollatko, wie sich in die Spiele der Kinder immer wieder ganz akute gesellschaftspolitische Fragen einschleichen: Auch wenn dies manchmal etwas aufgesetzt ausformuliert wird, wenn etwa die Suche nach dem gefährlichen Ort jenseits der Eisenbahnböschung von einer der Schwestern damit erklärt wird, die Kinder seien eigentlich auf der Suche nach einem Ort ohne Trennung, ohne Verbotsschilder und Hintereingänge. oder die Mutter den Kindern Onkel Toms Hütte vorliest, um anschließend ein Gespräch darüber zu führen wie lange eigentlich die große Ungerechtigkeit gegenüber Schwarzen zurückreichte. Rut jedenfalls sieht sich stellvertretend für die Bevölkerung des ganzen Landes in einem ständigen inneren Konflikt: Einerseits ist ihr klar, dass die vielen Verbote und Benachteiligungen gegenüber den Schwarzen ungerecht und falsch sind, andererseits fällt es ihr selbst schwer, die verwahrlosten Kinder aus der Nachbarschaft nicht abwertend Barbaartjies zu nennen. Diese ganz selbstverständliche Einbeziehung von Wörtern aus den verschiedenen in Südafrika verwendeten Sprachen in den Text ist ausgesprochen gut gelungen und mit Sternchen und kurzer Erklärung in einer Fußzeile auf der jeweiligen Seite gelöst (was den Lesefluss aufrecht erhält). Selbst globale Heldinnen der Kinderkultur haben so ihren Auftritt in ungewohnter Form: Twee maal drie is vier Widewiedewet en twee is nege. heißt es hier. Mit Rut und ihren Schwestern sind Lizzy Hollatko jedenfalls Heldinnen gelungen, die wahrlich furchtlos wie Pippi, gut wie Heidi sind mit ihrem Romandebut ein klug gebauter Text, der anschaulich vom Lebensalltag von schwarzer und weißer Bevölkerung zur Zeit der Apartheid erzählt. FOLDER ÖKJB-Preis 2015: Ein unendlicher Sommer in der Bloekomstraße: Sand unter den nackten Füßen, Kinderspiele am Wassertank, süßes Zuckerrohr zwischen den Zähnen. Der atmosphärisch dichte Debütroman erzählt aber auch Geschichten von den Weißen und Schwarzen, von den Dingen, wie sie waren, und wie sie länger nicht mehr sein konnten. Die zwölfjährige Ich-Erzählerin Rut und ihre Schwestern wachsen mit österreichischen Wurzeln im Südafrika der 1980er Jahre auf. Die Apartheit ist selbstverständlicher Teil ihres Lebensumfeldes, in ihren Reflexionen und der Erziehung der Mutter zur Solidarität aber wird die Ungerechtigkeit des Systems deutlich. Lizzy Hollatko verzichtet auf eine relativierende Außenstimme, lässt abwertende Begriffe wie Ousies oder Barbaartjies flüssig in die Alltagserzählung einfließen und zeigt das Umfeld jener Zeit nur durch die Augen der Mädchen, in deren Spiele sich immer wieder ganz akute gesellschaftspolitische Fragen einschleichen. Eine erzählerische Konsequenz, an der sich auch die Toleranz der jungen LeserInnen schult. ---- Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Cornelia Gstöttinger; Rut und ihre Schwestern träumen von einem Leben ohne Rassentrennung. (ab 11) (JE) Südafrika in den 1980er Jahren. Die Ich-Erzählerin Rut erinnert sich an den Sommer des letzten Jahres, als sie elf ist und zum ersten Mal einen Sandengel sieht. Jenen Sommer, in dem die aufgeweckte Mariki in der Bloekomstraße auftaucht, wo Rut mit ihren drei Schwestern und ihrer verwitweten Mutter in ärmlichen Verhältnissen lebt. Neugierig rätseln die Mädchen, was wohl jenseits der Böschung und der Eisenbahnschienen sein mag. Es ist der "Zug der Verbote", der diese Böschung so anders macht. Dieser Zug, der die Menschen trennt. Denn er bringt die Schwarzen morgens aus dem Township in die Stadt, wo sie für die Weißen arbeiten, aber nicht leben dürfen, und abends wieder zurück: "Zweimal am Tag, pünktlich um sieben, wurden wir daran erinnert, dass wir Weiße und sie Schwarze waren. Ich wollte nicht immer daran erinnert werden." (S. 12) Noch ganz dem naiven Spiel verhaftet, nehmen die Protagonistinnen in ihrer kindlichen Unvoreingenommenheit die Ungerechtigkeit der Apartheidspolitik wahr. Wie ihre Mutter, eine in Österreich geborene Künstlerin, die mit ihrem Mann einst nach Südafrika zog, beginnen sie, von einem gemeinsamen Alltagsleben mit gleichen Rechten für Weiße und Schwarze zu träumen und sich mit der schwarzen Bevölkerung zu solidarisieren. Lizzy Hollatko, 2005 mit dem DIXI Kinderliteraturpreis ausgezeichnet, wuchs selbst in Südafrika und Österreich auf. In den einfachen, bereits für LeserInnen ab 11 Jahren gut verständlichen Sätzen dieser ansprechenden Geschichte vermittelt sie viel Lokalkolorit und Atmosphäre. Einzig die eingestreuten Begriffe in Afrikaans samt der Fußnoten könnten eine Herausforderung für weniger versierte LeserInnen darstellen. Ein Buch, das den rotbraunen Sand unter den bloßen Füßen spüren lässt und für Toleranz wirbt, zu Recht mit dem Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien prämiert und allen Büchereien zu empfehlen. ---- Quelle: STUBE (http://www.stube.at/) Im Südafrika der 1980er Jahre sind die Rollen klar zugewiesen: Schwarze sind arm und arbeiten für die reichen Weißen. Doch wenn man wie Ich-Erzählerin Rut in der heruntergekommenen Bloekomstraße wohnt, fühlt man sich trotz weißer Hautfarbe den schwarzen Hausangestellten der reicheren Familien oft näher als deren Arbeitgebern umso mehr, wenn die Mutter aus Österreich kommt und versucht, den Kindern zu vermitteln, wo die Ungerechtigkeit des Apartheid-Systems liegt. Mit Rut und ihren Schwestern sind Lizzy Hollatko Heldinnen gelungen, die, wie es im Text heißt, furchtlos wie Pippi, gut wie Heidi sind mit ihrem Romandebut ein klug gebauter Text, der anschaulich vom Lebensalltag zur Zeit der Apartheid erzählt. *STUBE*


Rezension


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Personen: Hollatko, Lizzy

Hollatko, Lizzy:
¬Der¬ Sandengel / Lizzy Hollatko. - Wien : Jungbrunnen, 2014. - 140 S.
ISBN 978-3-7026-5860-1

Zugangsnummer: 6567
Neue Mittelschule - Signatur: NMS Holl - Buch