Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/) Autor: Marie-Thérèse Schins; Sechs ältere Erwachsene leben seit langem zusammen in einer Wohngemeinschaft. Jan arbeitet in der Jugendhilfe und lernt dort Djadi kennen. Der ist elf und aus Syrien geflohen. Jan nimmt Djadi mit nach Hause, wo die Mitbewohner zunächst nicht begeistert davon sind, ein Kind in ihrer Mitte zu haben, das nicht spricht, sie offenbar nicht versteht, oftmals große Ängste hat und sich unter dem Sofa verkriecht. Doch allmählich fangen alle an, sich für den Jungen zu interessieren, sich um ihn zu kümmern. Vor allem der alte Wladi, ein pensionierter Lehrer, gewinnt durch seine Geduld und liebevolle Art das Vertrauen des schüchternen Djadi. Langsam blüht Djadi auf, lernt von Wladi so viel von der deutschen Sprache, dass er in eine Schule gehen kann. Erst später erfahren die sechs Senioren, dass Djadis Familie ums Leben gekommen und er allein übrig ist. Irgendwann schafft Djadi es, endgültig in Deutschland anzukommen. Humor, Ausdauer und auch seine Sprachbegabung sind ihm dabei eine große Hilfe. Mühsame Wege zum Arzt und zu Behörden, Skepsis und Misstrauen vonseiten einiger Hausbewohner, das sind nur einige Themen, von denen der Autor mit Fingerspitzengefühl und in seiner typischen, schnörkellosen Sprache erzählt. Peter Härtling geht es nicht darum, die beschwerliche, grauenhafte Flucht des Kindes zu beschreiben, sondern uns Schritt für Schritt in die trauernde, zerschundene Seele des kleinen Djadi mitzunehmen, der kaum noch an seine Zukunft glaubt. Härtling vermeidet in seinen Büchern über soziale Probleme, in denen Kinder eine maßgebliche Rolle spielen, Klischees. Klassiker wie Das war der Hirbel (1973), Oma (1975), Alter John (1981) sind großartige Beispiele dafür. Auch Djadi wird sich dort einreihen dürfen. Härtlings Größe ist es, seine eigene, grauenhafte Kindheitserfahrung als Flüchtlingskind im Zweiten Weltkrieg und seine Altersweisheit als Brückenbauer zwischen dem Damals und Heute einzusetzen. In der außergewöhnlichen, feinsinnigen Person des alten, kränkelnden Wladi liegt Härtlings eigener Schlüssel zum sensiblen Umgang mit Traumata und Verständnis. ---- Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Gabriele Doblhammer; Annäherung an die Seele eines Flüchtlingskindes. (ab 8) (JE) Eine Wohngemeinschaft von sechs Erwachsenen, die alle nicht mehr ganz jung sind, nimmt einen Flüchtlingsjungen bei sich auf. Ungeplant, spontan. Jan, der Sozialarbeiter, bringt ihn eines Tages mit. Die Wohngemeinschaft weiß nicht mehr, als dass dieser Junge Djadi heißt, dass er ganz alleine angekommen ist, dass er seine Eltern und seine Geschwister auf der Flucht verloren hat, dass er aus Syrien kommt. Ein unbegleiteter, minderjähriger Flüchtling also, amtlich ein UmF. Trotz vieler Bedenken und trotz der Schwierigkeiten mit dem Jugendamt bemühen sie sich redlich, dem Jungen Sicherheit und ein Zuhause zu geben, ihm die deutsche Sprache beizubringen und ihn fit für die Schule zu machen. Wie schwierig dieser Weg für das traumatisierte Kind ist, wie oft nur ganz kleine Schritte möglich sind und immer wieder Rückschläge drohen, erzählt diese Geschichte eindringlich und vorsichtig zugleich. Der Erzähler nähert sich mit großem Respekt, beobachtend, beschreibend, hütet sich vor jeglichem Erklärungsversuch, lässt so der traumatisierten Figur ihre Würde. Keine leichte Kost, aber ein ganz wertvolles und aktuelles Buch für Kinder ab 8.
Rezension
Personen: Härtling, Peter
Härtling, Peter:
Djadi, Flüchtlingsjunge : Roman für Kinder / Peter Härtling. - Weinheim Basel : Beltz und Gelberg, 2016. - 115 S.
ISBN 978-3-407-82164-5
Erzählungen und Romane - Signatur: JE Härt - Buch