Quelle: Pool Feuilleton; Jugendromane sind letztlich an keine Spielregeln gebunden wie die sogenannten Erwachsenenromane, daher darf in ihnen kreuz und quer all das erzählt werden, was sonst verschwiegen wird. "Eine wie Alaska" ist ein Roman, der sich ungebremst über alle Gattungen hinweg setzt, indem er sie teils ironisch, teils herzergreifend imitiert. Der sechzehnjährige Miles bricht als Ich-Erzähler eines Tages von Florida aus auf, um das Leben in die Hand zu nehmen. In einem Internat in Alabama soll sich endlich das Leben entfalten. Seine Spezialität sind sogenannte letzte Worte von Berühmtheiten, die er ständig zitiert. Auf dem Campus stellt sich der Zimmerkollege Colonel vor, der ihn künftig wie ein Alter Ego begleitet. Tag und Nacht reden die beiden wie zwei gestörte Hirnhälften miteinander und besprechen die jeweilige Lage. Das Leben verändert sich für Miles schlagartig, als er Alaska kennenlernt, sie ist der Inbegriff von Anrüchigkeit, Erotik und Wahnsinn. Ihren Namen hat sie sich selbst vom Globus heruntergeschaut, ihre erste Wahl war übrigens Tschad. (74) Miles ist sofort überwältigt von Alaska, die ihn in alle Rituale der Liebe und des Wahnsinns einführt, er lernt die sexuellen Grundbegriffe und -techniken, findet die passende Sprache für unerklärliche Vorgänge und ist begeisterter Streiche-Planer. Alaska und ihre Truppe halten nämlich den ganzen Campus mit ungewöhnlichen Aktionen auf Trab. Von der Vergangenheit Alaskas ist nicht viel bekannt, außer dass sie als Kind mit ansehen musste, wie ihre Mutter stirbt und keine Hilfe geholt hat. Doch plötzlich verändert sich alles schlagartig, Alaska fährt völlig alkoholisiert in einen Polizeiwagen und kommt ums Leben. Ab jetzt sind viele Rätsel im Umlauf, war es Selbstmord, höhere Gewalt? Nicht umsonst beschäftigen sich die ehemaligen Mitschülerinnen mit dem Roman von Garbriel Garcia Marquez "Der General in seinem Labyrinth". Die Lösung der wichtigsten Fragen bleibt offensichtlich immer im Labyrinth stecken. Eine wie Alaska ist aufgebaut wie eine erzählerische Sanduhr, im ersten Teil "vorher" driftet alles auf das Geheimnis von Alaska zu, dann kommt es zum tödlichen Crash und im "nachher" wird versucht, das Rätsel Alaska irgendwie zu deuten. John Greens "Komplett-Roman" ist eine wundersame Geschichte über das Abenteuer Leben, über die Geilheit des Aufbruchs an den Rand des Daseins, voll gespickt mit Überraschungen, Süffisanz und Melancholie. Allein wie sich das Zimmer-Duo Erzähler / Colonel durch das eigene Hirn schlängelt, ist ein sagenhaft befreiendes Erlebnis für quadratisch angelegte Hirne. *Helmuth Schönauer*
Rezension
Personen: Green, John Zeitz, Sophie
Green, John:
¬Eine¬ wie Alaska / John Green. Aus dem Engl. von Sophie Zeitz. - München : dtv, 2009. - 299 S. - (dtv)
ISBN 978-3-423-62403-9
Erzählungen und Romane - Signatur: JE Gree - Buch