Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/) Autor: Christina Ulm; Über den Muttertag kann man fraglos streiten. Aber ungeachtet seines historischen und emotionalen Zündstoffes ist er allemal ein schöner Anlass, um mal wieder über die Qualitäten der eigenen Mama nachzudenken zum Beispiel in der (Vor-)Schule, wo man angeregt von Herrn Lehrer Sohnemann eine Karte basteln soll. Mit Buntstift, Wachsmalkreide und viel Fantasie beginnen Marta und Paul einen Wettstreit, wessen Mama die Beste ist: Meine Mama kann Kissenschlacht Meine Mama isst meinen Sandkuchen! Links die eine, rechts die andere Mama werden auf den Doppelseiten die Superlative im Schlagabtausch geboten. So ist die jeweilige Mutter nicht nur Frisörin oder Zauberin oder Piratin, sondern sogar Joghurt-Trainerin (kann die rollende Kartoffel und die schlafende Schere) oder sportliche Udo-Meisterin. Unser Alltag ist ihre Kindheit, heißt es so schön über Elternschaft, davon zeugen Talente wie Meine Mama kann gut Espresso bestellen oder Meine Mama kann im Stehen schlafen. In Analogie zum kindlichen Zeichenprozess sind die Illustrationen nicht nur an Kritzel-Ästhetik angelehnt, sondern zeigen die beiden kreativen Kinder am jeweiligen Bildrand auch als Urheber derselben. Malend, schreibend, wettstreitend führen sie durch die bunten, aber aufgeräumten Bilder, deren Choreographie aus Bild und Text vielfältige Charakterstudien schafft. Dabei enttarnt die handschriftliche Bildbeschreibung auf amüsante Weise den Fließtext, etwa dann, wenn die Mama, die angeblich ALLES weiß die zoologischen Fragen ihrer Tochter gerne mit Marini oder Pustezahn oder Plastiktütenbaum selbstbewusst beantwortet. Das Bilderbuch versteht es, selbst unperfekte Eigenschaften als ganz herausragend zu deuten. Dieser bedingungslose, liebevolle, im besten Sinne verklärte Blick der Kinder auf ihre Mamas erübrigt die Frage, ob denn all das wahr ist, mit dem die Kinder hier prahlen. Eine Interpretation, die auch durch die Schlusspointe gestützt wird, die den Bilderbuchtitel Meine Mama ist ein Superheld wörtlich nimmt. Und fairerweise ein Loblied auf den Papa in Aussicht stellt.
Rezension
Personen: Grossmann-Hensel, Katharina
Grossmann-Hensel, Katharina:
Meine Mama ist ein Superheld / Katharina Grossmann-Hensel. - 1. Aufl. - Berlin : Betz im Verl. Ueberreuter, 2017. - [25] S. : überw. Ill.
ISBN 978-3-219-11713-4
Erzählungen und Romane - Signatur: JE Gros - Buch