Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/) Autor: Nadine Bieker; Ich muss einfach alles nachholen, was mir entgangen ist, dann werde ich mich vielleicht irgendwann gar nicht mehr daran erinnern können, dass da was fehlt. Das war Helenes Plan: Nach vorn schauen, eine richtige Schülerin sein, einen Vorzeigefreund haben, Freundinnen. Ihr Plan ist aufgegangen, sie hat alles, was sie sich gewünscht hat, dazu Eltern, die sich ganz nach ihren Wünschen richten. Trotzdem: Hel, wie Hölle, wie sich Helene nennt, seit sie aus dem Krankenhaus entlassen worden ist, ist rastlos, unzufrieden, nicht glücklich. Elisabeth Etz erzählt sprachlich nicht überaus virtuos, dafür aber aussagekräftig und handlungsreich von einer Jugendlichen, die sich nach einer Krebserkrankung zurück ins Leben kämpft und feststellen muss, dass das Leben einfach nicht für jede*n die gleichen Spielregeln geschrieben hat. Hel findet im etcetera einem kleinen Lokal um die Ecke einen Ort und Menschen, an dem und mit denen sie sein möchte, denn hier weiß niemand um ihre Vergangenheit. Jeden Abend geht sie hin, himmelt Mascha, die Kellnerin und Freundin des Lokalbesitzers, an, weil sie eine Freiheit ausstrahlt, von der Hel träumt, Mascha ist es schließlich auch, die Hel in mehrfacher Hinsicht die Augen öffnet: Sie stupst Hel und Thomas, den Sohn des Lokalbesitzers, zusammen, zeigt ihnen, dass sie ineinander verliebt sind. Hel verbringt immer mehr Zeit bei Mascha, Thomas und dessen Vater, bis Mascha irgendwann weg ist. Sie hat ihren Freund um Geld betrogen oder sich genommen, was ihr zustand. Hel fängt an, sich um die beiden Männer zu kümmern, bis sie merkt, dass das so nicht geht. Denn professionelle Hilfe ist das, was diese brauchen. Sie hat nicht nur nicht die Kraft, Mascha zu ersetzen, sie erkennt auch, dass es nicht die eine immerwährende Lösung gibt. Und lernt, dass ihr Weg nach vorn nicht der ist, den ihre Klassenkamerad*innen gehen, sondern der, auf dem sie sein kann und muss, was sie war krebskrank , damit es dann wirklich nach vorn gehen kann. ---- Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Cornelia Gstöttinger; Der Weg zurück ins Leben nach einer Krebserkrankung. (ab 14) (JE) Elisabeth Etz schreibt authentisch und alles andere als gefühlsschwanger über eine Jugendliche, die sich nach einer Krebserkrankung wieder einen Platz im Leben sucht. Eineinhalb Jahre hat Helenes Alltag aus Chemozyklen bestanden statt aus Freundschaft, unglücklicher Liebe, erstem Sex. All das versucht die 17-Jährige nun nachzuholen, sie gibt sich abgeklärt und rational. Schließlich hat sie sich einen neuen Spitznamen zugelegt: "Hel wie Hölle. Damit alle gleich wissen, woran sie sind." (S. 13) Sie hat genug davon, diejenige zu sein, die diesen seltenen Nierentumor hatte, diejenige, mit der man nicht recht umzugehen weiß. "Nach vorn" - dahin will sie den Blick jetzt richten. Trotzdem kann sie nicht einfach an ihr altes Leben anknüpfen. Trotzdem sind da Narben, lässt sich die Angst vor einem Rückfall nicht ausblenden. Helene muss erkennen, dass die Nähe zum Tod in den Jahren, in denen sie gegen den Krebs kämpfte, Spuren hinterlassen hat. Dass da noch einiges verarbeitet werden muss und man besser in die Zukunft blicken kann, wenn man die Zeit der Krankheit als Teil der eigenen Lebensgeschichte annimmt. Ausgerechnet eine Bloody Mary mixende Barkeeperin in einem kleinen Beisl wird ihr dabei eine Hilfe sein und den Weg zu einer neuen Liebe ebnen Der ehrliche, unverstellte Stil der 1979 in Wien geborenen Autorin spricht Jugendliche sicher an. So manches relativiert sich durch die nüchterne Schilderung der Ich-Erzählerin, die fragt: "Und die, die gestorben sind, waren die einfach nicht tapfer genug?" (S. 22) Empfehlenswerter neuer Lesestoff aus Österreich für LeserInnen ab 14 und alle Büchereien. ---- Quelle: STUBE (http://www.stube.at/) Während in der populären Sick-Lit schon umfangreich davon erzählt wurde, wie es sich mit dem Sterben lebt, stellt sich für die 16-jährige Helene nach einer überstandenen Krebserkrankung die Frage, wie das eigentlich geht mit dem Leben. Ihrem Unbehagen entsprechend ändert sie auch ihren Rufnamen: In Hel wie Hölle. Damit alle gleich wissen, woran sie sind. Sie merkt, dass sie alte Beziehungen beenden muss, um neu anfangen zu können an einem unerwarteten Ort, mit ihr völlig unbekannten Menschen. Es macht den besonderen Charme dieses Romans aus, dass dafür keine tiefsinnigen Gespräche, sondern Bloody Mary und viele Runden Stadt-Land-Fluss vonnöten sind. Am Ende steht der Wille, das Leben wieder selbstbestimmt in die Hand zu nehmen: Ich weiß nicht, ob das alles so funktioniert. Aber ich mach das jetzt mal. *STUBE*
Rezension
Personen: Etz, Elisabeth
Etz, Elisabeth:
Nach vorn / Elisabeth Etz. - Innsbruck ; Wien : Tyrolia-Verl., 2018. - 203 S.
ISBN 978-3-7022-3700-4
Erzählungen und Romane - Signatur: JE Etz, - Buch