Sontag, Susan
Das Leiden anderer betrachten Essaysammlung
Buch: Sachbuch

Jedem Mediennutzer stellt sich immer wieder die Frage: Wie soll man umgehen mit den tagtäglichen Leidensbildern aus den Kriegs- und Krisengebieten dieser Welt? Was kann man tun außer umschalten, wegschauen weiterblättern, verdrängen? Die amerikanische Schriftstellerin Susan Sontag beschäftigt sich in ihrem neuesten Essay "Das Leiden anderer betrachten" mit dieser Problematik und liefert darüber hinaus eine erhellende Analyse der Kriegsfotografie und ihrer Geschichte. Geißelte die Trägerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels in ihrem berühmten früheren Essay "Über Fotografie das Fotografieren" noch als "chronisch voyeuristische Beziehung zur Welt", so unterzieht sie diesmal ihre eigenen Gedanken von damals einer kritischen Überprüfung. Inzwischen glaubt sie nicht mehr an die Abstumpfungsthese, plädiert nicht mehr für eine Beschränkung der Bilderflut. Einfache Antworten auf die schwierige Frage des Umgangs mit den Bildern aber sind nicht zu haben, die Komplexität der Medien und ihrer Nutzung hat ohnehin noch zugenommen. Kriegsreporter fahren heutzutage -- "embedded" -- mit auf Panzern an vorderster Front und verzichten dafür auf ihre journalistische Unabhängigkeit. Filmberichte, wie etwa über die Befreiung einer amerikanischen Soldatin im Irak, werden wie Actionfilme inszeniert und sind frei erfunden. Mit Bedacht verzichtet Sontags ebenso kluger wie emphatischer Essay -- abgesehen von der Zeichnung Goyas aus dessen berühmten Zyklus "Die Schrecken des Krieges" auf dem Schutzumschlag -- völlig auf Bilder, vertraut ganz auf den Text. Ist doch eine der Kernaussagen: "Bilder können nur die Hölle zeigen, nicht den Weg hinaus." Um das Leiden der andern zu verstehen -- die Gründe dafür, die Lügen der Verantwortlichen, die Vernetzung mit der eigenen privilegierten Situation --, brauche es Text. Aber trotz aller Manipulier- und Instrumentalisierbarkeit von Bildern gelte es weiterhin, sich ihnen auszusetzen und die Bilder vom Leiden anderer als ständiges Memento zu begreifen: "Menschen sind imstande, dies hier anderen anzutun -- vielleicht sogar freiwillig, begeistert, selbstgerecht. Vergesst das nicht." --Christian Stahl Kurzbeschreibung Fünfundzwanzig Jahre nach ihrem Epoche machenden Artikel "Über Fotografie" beschäftigt sich Susan Sontag mit dem Thema Kriegsfotografie: Sie rekapituliert die historische Entwicklung, nennt die Vorläufer der Dokumentaristen des Krieges und revidiert ihre einstige Ansicht, dass der Mensch durch solche Bilder abstumpfe. Im Gegenteil: "Das Bild sagt: setz dem ein Ende, interveniere, handle. Und dies ist die entscheidende, die korrekte Reaktion."


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Personen: Sontag, Susan

Standort: Zell am See

Schlagwörter: Krieg Essay

DR Romane, Erzählungen SONT

Sontag, Susan:
¬Das¬ Leiden anderer betrachten : Essaysammlung / Susan Sontag. - 1. - München : Hanser, 2003. - 150 S.
Einheitssacht.: Regarding the Pain of Others. - Aus d. Amerik. von Reinhard Kaiser
ISBN 978-3-446-20396-9 fest geb. : EUR 16,40

Zugangsnummer: 0004972001 - Barcode: 2-0000000-8-01048605-4
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