Er verstand es zwar meisterlich, sein Image als Heimatdichter umsatzfördernd einzusetzen, er wehrte sich aber auch gegen diese Etikettierung und erklärte sogar, daß er "lieber einen ganzen Gartenzwerg fräße als jenen blödsinnigen Terminus". Waggerl war keineswegs nur der gemütvoll-schlichte, weltabgewandte Poet, als der er sich selbst mit Vorliebe präsentierte, sondern ein Mensch voller Widersprüche. Karl Müller hat eine materialreiche Biographie vorgelegt, die es ermöglicht, zwischen Selbststilisierung und Realität zu unterscheiden. Viele Aussagen Waggerls über sich selbst erweisen sich als Beschönigung und Verklärung, besonders was seine Anbiederung an die Nazis anbelangt, die er nach 1945 zu vertuschen suchte. Statt zu polemisieren, läßt Müller die Dokumente für sich selbst sprechen. Doch nicht nur das Leben, auch das Werk Waggerls erscheint hier in neuem Licht. Der Salzburger Germanist weist auf so manchen weithin unbekannten Waggerl-Text hin, liest aber auch zwischen den Zeilen der beliebtesten Werke und legt dabei Bedeutungsschichten frei, die einer harmoniesüchtigen Lektüre nur allzuleicht entgehen. Indem er die Hintergründe erhellt, vor denen Waggerls seit 1930 andauernde Erfolgsstory erst begreiflich wird, liefert er überdies ein Stück österreichische und deutsche Sozial- und Mentalitätsgeschichte. - Da Waggerl immer noch zu den meistgelesenen Autoren Österreichs zählt, sollte diese Biographie in keiner Bibliothek fehlen.
Personen: Müller, Karl
Standort: Zell am See
BI Biographien MÜLL
Müller, Karl:
Karl Heinrich Waggerl : eine Biographie mit Bildern, Texten und Dokumenten / Karl Müller. - Salzburg : O. Müller, 1997. - 375 S. : Ill.
ISBN 978-3-7013-0960-3 fest geb. : ATS 498,00 / EUR 36,20
BI Biographien - Buch: Sachbuch