Klappentext: In der Erde eines Kärntner Dorfs ruht das Skelett eines Kriegsverbrechers. (DR) "Warum hast du geschwiegen, Tate?" Josef Winklers wortgewaltiger Brief an den Vater kreist um diese Frage. Im Gegensatz zur Mutter, die tatsächlich fast sprachlos war, erzählte der Vater - wie die meisten Männer seiner Generation - viel und gern, vor allem Überlebensgeschichten aus dem Zweiten Weltkrieg. Geschwiegen hat er jedoch über die Leiche, die 1945 auf seinem Grundstück verscharrt worden war. Der Kärntner Kriegsverbrecher Odilo Globocnik hatte, nachdem er von britischen Besatzern enttarnt worden war, in der Nähe von Winklers Heimatort Selbstmord begangen. Da der Pfarrer sich weigerte, ihn in geweihter Erde zu bestatten, hob man eine Grube aus und pflanzte darüber Getreide an. Die Familie Winkler buk daraus ihr Brot und nährte sich folglich, wie der Autor erst Jahrzehnte später zu seinem Schrecken erfuhr, von den verrotteten Überresten des Massenmörders. In der Dorfgemeinschaft vermengt sich ein finsterer Katholizismus mit Restbeständen der Naziideologie. Es gelten die Parolen: "Neugierige Leute sterben früher" und "Reden ist Silber, Schweigen ist Gold". Winklers Abrechnung mit dieser Mentalität weitet sich aus zu einer Anklage gegen die allgegenwärtige Gewalt gegenüber Mensch und Tier. Seit den 1970er Jahren arbeitet sich der Autor an diesen Themen ab, doch sein bilderreicher, suggestiver Sprachstrom hat bis heute nichts an Kraft eingebüßt.
Personen: Winkler, Josef
Standort: Zell am See
DR Romane, Erzählungen WINK
Winkler, Josef:
Lass dich heimgeigen, Vater, oder den Tod ins Herz mir schreibe : Roman / Josef Winkler. - 2. - Berlin : Suhrkamp, 2018. - 195 S.
ISBN 978-3-518-42796-5 fest geb. :
DR Romane, Erzählungen - Buch: Dichtung