Komplex konstruierter Nervenkrieg im Finale. (DR) Wir erinnern uns: "Schwesterherz", der erste Teil der Geschichte, endete mit einem offenen Ausgang, an dem Staatsanwalt Martin Benner zum ersten Mal direkt von Verbrecherkönig Lucifer kontaktiert wurde. Dieser Kontakt hinterließ seine Spuren, Benner wirkt gramgebeugt und sorgenbeladen. Die charakterliche Entwicklung der Figur vom hedonistischen Lebemann zum verantwortungsbewussten Vater einer vierjährigen Adoptivtochter ist weitgehend abgeschlossen, weiteres Potential liegt nur in der Ergründung seiner Vergangenheit. Und hier ist auch eine persönliche Verbindung Benners zu Lucifer und somit die wahre Natur des Falls zu finden. Die Suche nach einem verschwundenen Kind wirkt zeitweise schon nur mehr wie Beschäftigungstherapie, bei der die auf LeserInnen und Figuren einprasselnden Informationen die Situation ständig neu bewerten und verschiedene Szenarien als gleichermaßen glaubwürdig erscheinen lassen. Wie ein Sturm, der erst Blattwerk vor sich hertreibt, bevor er seine volle Stärke entfesselt, kündigt sich das Finale an, das letztlich sehr konstruiert wirkt und in der Auflösung so manchen Leser, manche Leserin enttäuschen dürfte. Wer als Liebhaber sorgfältig konstruierter, unkonventioneller Spannung von "Schwesterherz" gefesselt war, landet notwendigerweise bei "Bruderlüge". *bn* Wolfgang Brandner