Der 30jährigen Galeristin Naima haben ihre Herkunft und ihre algerischen Wurzeln lange Zeit nichts bedeutet - sie versteht selbst kaum Arabisch und das Land ihrer Großeltern hat sie nie besucht. Das ändert sich erst, als sie für eine Ausstellung nach Algerien muss. Außerdem bekommt sie, die sich immer als Französin fühlte, deutlich die wachsende Fremdenfeindlichkeit in Frankreich zu spüren. So begibt sie sich auf Spurensuche in die französisch-algerische Vergangenheit und deckt die Geschichte ihrer Familie auf. Als "Harkis" standen sie auf Seiten der französischen Kolonialherren und mussten nach dem Unabhängigkeitskampf 1962 ihre Heimat verlassen und nach Frankreich gehen, wo sie jedoch ebenfalls ausgegrenzt und missachtet wurden. Am Beispiel des Großvaters Ali und des Vaters Hamid wird auf eindrückliche Weise erzählt, wie die "Verlierer" der Geschichte leiden - auch weil sie sich in keine einfach ideologische und nationalistische Schublade stecken lassen. Ein historisch dichtes, autobiographisch gefärbtes Buch, erzählt ohne Pathos aber mit viel Einfühlungsvermögen.
Dieses Medium ist verfügbar. Es kann vorgemerkt oder direkt vor Ort ausgeliehen werden.
Zeniter, Alice: Die Kunst zu verlieren : Roman / Alice Zeniter. Aus dem Franz. von Hainer Kober. - Berlin : Berlin Verl., 2019. - 556 S. ISBN 978-3-8270-1373-6 Festeinband : 25,00 EUR